Sündenfall – Unfall oder Zwischenfall?
Mein Thema heute: Sündenfall – Unfall oder Zwischenfall?
Die Geschichte des Sündenfalls führt uns zurück zum Anfang der Menschheitsgeschichte. Ganz am Anfang hat Gott die Menschen geschaffen; am sechsten Tag der Schöpfungsgeschichte. Er hat sie als Mann und Frau geschaffen. Er hat sie dann in einen Garten versetzt, in dem sie leben konnten, wo es keine Missstände gab, wo es alles gab, was man zum Leben brauchte. Es gab keinen Mangel. Es gab paradiesische Zustände, so wie wir es uns vielleicht manchmal erträumen. Es gab keine Krankheit, keinen Tod. Und die Menschen lebten in Gemeinschaft mit Gott. Sie begegneten ihm, wenn sie im Garten unterwegs waren.
Als Gott den Menschen schuf, so heißt es in der Bibel, schuf er ihn nach seinem Bilde, „zum Bilde Gottes schuf er ihn“. Das bedeutet, dass Gott dem Menschen Wesensmerkmale gegeben hat, die gewissermaßen eine göttliche Ausrichtung haben. Sie bezogen den Menschen auf Gott. Aber dazu kommen wir später noch.
In diesem wunderschönen Garten hatten die Menschen die Verantwortung von Gott bekommen, diesen Garten zu bestellen, ihn zu behüten. Das heißt mit ihm umzugehen, wie es ein Gärtner mit seinem Garten tut. Sie konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Sie konnten gestalten, aber auch genießen. Es gab keine Dornen und Disteln, keine gefährlichen wilden Tiere, keine lästigen Mücken etwa, auch keine bösen Menschen.
Schließlich, das war [aus heutiger Sicht] eine Besonderheit, waren die Menschen auch nackt. Sie schämten sich nicht voreinander. Im weitesten Sinne: Sie hatten ja nichts zu verbergen. Sie lebten in einer heilen Welt. Und über dieser Welt steht das Urteil Gottes: ‚Und alles, was er gemacht hatte, siehe, es war sehr gut! Typisch Gott!
Dass unsere Welt heute nicht mehr so ist, hat eben mit dem besagten Sündenfall zu tun. Seitdem ist vieles aus dem Ruder gelaufen, was mit der Bosheit der Menschen zu tun hat. Seit dem Sündenfall ist der Mensch nicht mehr in der Lage, das Gute zu tun. Wenn wir einen Beweis dafür haben wollen – schau dir die Welt an.
Die Geldgier beeinflusst das Leben der Menschen sehr stark. Der Lebensstandard der Menschen steht im Vordergrund. Die einen haben viel, die anderen wenig. Die einen können sich viel leisten, die anderen nur wenig. Und ganz viele Menschen bewegt das Thema:Wann habe ich genug Geld, um mir dieses oder jenes leisten zu können? Geld als notorische Mangelware.
Ein zweiter Bereich ist die Macht. Jemand sagte einmal:
„Macht ist ein Gift, das der Mensch nur in geringen Dosen verträgt.“
Machtmissbrauch gehört zur Tagesordnung in Politik und Wirtschaft. Mehr sein als der andere, Einfluss haben, bestimmen können. „Geld regiert die Welt“, sagt das Sprichwort. Und mit Geld kann ich mir vieles kaufen, auch Macht erkaufen.
Ein dritter Punkt ist der Egoismus. Egoismus lässt dem anderen Menschen nur einen eingeschränkten Raum. Meine Rechte, meine Wünsche haben absoluten Vorrang. Wie es dem anderen geht, bleibt dabei auf der Strecke. Es ist nebensächlich. Ein Satiriker sagte einmal:
„Wenn jeder an sich selbst denkt, dann ist doch an alle gedacht.“
Auch so kann man Egoismus rechtfertigen.
Wo soll das alles enden?, fragt man sich. Soziale Unruhen in dieser Welt sind an der Tagesordnung. Bürgerkriege. Jetzt der Ukrainekrieg. Es gibt gewaltsame Ausschreitungen aus unterschiedlichen Gründen. Und all das führt zu Verunsicherung der Bevölkerung, aber auch zu Verwerfungen in der Gesellschaft. Angst vor der Zukunft bestimmt viele Menschen. Wo soll das alles enden?
Aber keine Sorge, es gibt Licht am Ende des Tunnels. Gott hat versprochen, dass er am Ende der Zeit den ursprünglichen Zustand wiederherstellen wird. Das heißt, er wird am Ende der Zeit alles Böse, alles Krankmachende, alles Unzulängliche, alles Versagen beseitigen und eine neue Welt schaffen. In dieser neuen Welt wird es keinen Unterschied zwischen den Menschen geben, kein ‚Oben‘ und kein ‚Unten‘. Die Liebe wird die Herrschaft übernehmen und es wird überall Frieden sein. Jesus wird auf dieser Erde ein Friedensreich führen in Gerechtigkeit und nach Gottes Willen. Das ist Gottes Plan. Und von diesem Plan handelt die Bibel an ganz vielen Stellen.
Aber nun, bei dem Stichwort Sündenfall, sind wir erst am Anfang der Menschheitsgeschichte und schauen noch einmal in den Garten. Gott hat mitten in den Garten zwei Bäume gepflanzt. Der eine Baum ist der Baum des Lebens. Und der zweite Baum ist der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Und von diesem Baum, hat Gott gesagt, davon sollt ihr auf keinen Fall essen, denn sobald ihr davon essen werdet, müsst ihr sterben.
In der Bibel steht in 1. Mose 3 Vers 16:
„Von allen Bäumen im Garten sollst du nach Belieben essen, nur nicht von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst, wirst du sterben müssen.“
Soweit also die Vorgeschichte. Und genau an diesem Baum, dem zweiten Baum, dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ereignete sich der sogenannte Sündenfall. Ich lese uns jetzt die entsprechende Passage aus der Bibel.
In 1. Mose 3 in den Versen 1 bis 7 ist es aufgeschrieben und dort steht:
Die Schlange war listiger als all die Tiere, die Jahwe Gott gemacht hatte. Sie, die Schlange, fragte die Frau: Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft? Natürlich essen wir von den Früchten, entgegnete die Frau. Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, sie nicht einmal berühren, sonst müßt ihr sterben. Sterben, widersprach die Schlange. Sterben werdet ihr nicht. Aber Gott weiß genau, dass euch die Augen aufgehen, wenn ihr davon esst. Ihr werdet wissen, was gut und böse ist und werdet sein wie Gott. Als die Frau nun sah, wie gut von dem Baum zu essen wäre, was für eine Augenweide er war und wie viel Einsicht er versprach, da nahm sie eine Frucht und aß. Sie gab auch ihrem Mann davon, der neben ihr stand. Auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf. Sie merkten auf einmal, dass sie nackt waren. Deshalb machten sie sich Lendenschürze aus zusammengehefteten Feigenblättern.
Nun, was ist hier schief gelaufen? Die erste und grundsätzliche Frage könnte man Gott stellen. Gott, warum hast du das zugelassen? Welch ein Unglück hast du uns da heraufbeschworen? Hättest du das Unglück nicht verhindern können? Warum überhaupt diese beiden Bäume, den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse? Warum diese Widmung für den einen Baum: Erkenntnis von Gut und Böse. Was soll das? Hätte er nicht ein ganz normaler Baum bleiben können?
Wenn Gott doch allmächtig ist, warum ließ er das zu?
Wir müssen noch einmal an den Anfang gehen, als Gott den Menschen schuf. In der Bibel steht: Er schuf den Menschen nach seinem Bilde. 1. Mose 1 Vers 27. Und der Auftrag, den der Mensch bekommen hatte: Herrscht über die Erde, über die Tiere, über die Pflanzen. Der Mensch wurde somit der Stellvertreter Gottes auf dieser Erde.
Der König David hat das in einem seiner Psalmen sehr treffend ausgedrückt, und das lese ich uns jetzt einmal vor.
So oft ich den Himmel anschaue, das Werk deiner Hand, den Mond und die Sterne, die du gemacht hast, was ist da der Mensch, dass du an ihn denkst, der Adams Sohn, dass du acht auf ihn hast? Du hast ihn nur wenig unter die Engel gestellt. Du krönst ihn mit Ehre und Pracht, du lässt ihn herrschen über alles, was durch deine Hände entstand, über Schafe und Rinder und auch die wilden Tiere im Feld, die Vögel in der Luft, die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht. Jahwe, du, unser Herr, wie herrlich ist dein Name überall auf der Welt!
Psalm 8 Vers 5 bis 10
In diesen Worten ist viel Freiheit für den Menschen ausgedrückt und auch Wertschätzung von Gott, aber auch Vertrauen. Gott überlässt das, was er geschaffen hat, dem Menschen und er krönt ihn mit Ehre und Pracht.
Aber es gibt noch etwas anderes, was den Menschen so eng mit Gott verbindet. Neben der Stellvertreterfunktion, die der Mensch auf der Erde hat, hat der Mensch eine ganz besondere Eigenschaft, die ihn von allen anderen Lebewesen auf der Erde unterscheidet. Von Gott sagt die Bibel: Gott ist Geist. Und über den Menschen sagt die Bibel: Der Mensch ist Geist mit Leib. Der Geist des Menschen kann also mit dem Geist Gottes kommunizieren und in Beziehung treten. Paulus drückt die Entsprechung der beiden Geister in 1. Korinther 2 Vers 11 folgendermaßen aus.
Wer von den Menschen weiß denn, was im Innern eines anderen vorgeht? Das weiß nur dessen eigener Geist. Ebenso weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht.
1 Korinther 2 Vers 11
Und dies ist ein wesentliches Kennzeichen der Gottebenbildlichkeit des Menschen. Der Mensch hat Geist, der mit dem Geist Gottes kommunizieren kann. Die Gottebenbildlichkeit schließt auch Eigenschaften Gottes ein. Zum Beispiel die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie er mit dem Garten umgeht, wie er lebt. Wäre der Mensch eine Marionette Gottes, ohne eigenen Willen, ohne Freiheit, dann würde ihm ein wesentliches Merkmal der göttlichen Ebenbildlichkeit fehlen. So waren die Menschen nun in diesem Garten und konnten frei entscheiden, was sie dort machten, wie sie den Garten gestalteten, wie sie ihre Freizeit gestalteten, wie sie lebten: so wie es ihnen recht war.
Ich denke, viele von uns wünschen sich eine solche Welt. Nicht nur einen schönen Urlaub erleben, sondern jeden Tag sorgenfrei leben zu können. Man müsste nicht in den Urlaub fahren, um sich zu erholen. Jeden Tag des Lebens genießen. Und genau das ist die ursprüngliche Bestimmung für uns Menschen von Gott. Wir sollen leben. Aber so ist es ja, wie wir gesehen haben, nicht geblieben.
Und jetzt kommt die Schlange ins Spiel. Die Schlange wendet sich der Frau zu und es entsteht folgender Dialog:
Die Schlange:
Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?
Die Frau antwortet:
Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, sie nicht einmal berühren, sonst müßt ihr sterben.
Die Schlange erwidert:
Sterben werdet ihr nicht. Aber Gott weiß genau, dass euch die Augen aufgehen, wenn ihr davon esst. Ihr werdet wissen, was gut und böse ist, und werdet sein wie Gott.
Die Frage: „Hat Gott wirklich gesagt?“, fordert Eva auf, zu überprüfen. Stimmt das so? Hat Gott wirklich gesagt? Diese Frage weckt Zweifel an der Redlichkeit Gottes. Ist Gottes Rede wirklich das Maß aller Dinge? Eva wendet sich nicht von der Schlange ab und sagt etwa: „Was soll diese Frage? Wir vertrauen Gott, was er gesagt hat, das gilt!“ Sondern sie lässt sich auf das Gespräch ein. Vielleicht ist sie ahnungslos, aber sie öffnet ihren Geist für diese Stimme.
Und hier sehen wir etwas sehr Grundsätzliches, was wir in unserem Leben auch erfahren können. Jede Versuchung hat einen ersten Moment, vielleicht nur einen kurzen Blick. Das mittlerweile umgangssprachlich gebräuchliche Wort „Wow“ drückt es gut aus. Ich bin überrascht! Ich bin beeindruckt! Ich bin fasziniert! Das kann ein Auto sein oder ein Smartphone, eine Frau oder ein Mann. Ein tolles Angebot in der Werbung. Vielleicht ein genialer Trick, um viel Geld zu verdienen. Vielleicht ein geschickter Winkelzug, um Steuern zu sparen. Wow!
Die Antwort von Eva: „Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, sie nicht einmal berühren, sonst müsst ihr sterben.“ Ohne erkennbaren Grund fügt sie in ihre Antwort etwas ein, was Gott nicht gesagt hat, nämlich die Worte: „… sie nicht einmal berühren.“ Will sie damit bestärken, wie ernst es Gott mit dem Verbot war? Oder macht sich darin eine gewisse Verunsicherung oder gar Enttäuschung breit? Wir wissen es nicht. Jedenfalls ist der klare Blick auf Gott auf einmal verwischt. Das Vertrauen in Gott ist verloren gegangen. Es gibt Alternativangebote, die geprüft werden müssen.
Wenn wir uns die Erwiderung der Schlange noch einmal anschauen, dann werden wir feststellen, dass die Schlange in fast allen drei Punkten recht hatte. Sie hat zur Frau gesagt: Erstens: „Sterben werdet ihr nicht“. Zweitens: „Ihr werdet wissen, was gut und böse ist“. Und drittens: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Und sie hat recht.
Gott hat die Menschen nicht sofort getötet. Das hätte man erwarten können, denn es gibt in der Bibel viele Beispiele, in denen auf eine böse Tat der sofortige Tod folgte. Hier noch einmal das Gebot Gottes:
Jahwe Gott brachte also den Menschen in den Garten Eden, damit er diesen bearbeite und beschütze und wies ihn an: Von allen Bäumen im Garten sollst du nach Belieben essen, nur nicht von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst. Wirst du sterben müssen.“
1. Mose 1 Vers 15
‚Wirst du sterben müssen‘ heißt nicht: du wirst sofort getötet werden. Du wirst sterben müssen bedeutet, dass der Mensch aus der ewigen Gemeinschaft mit Gott, für die er ursprünglich geschaffen ist, herausgelöst wird und der Endlichkeit unterworfen wird. Der Mensch wird eine begrenzte Zeit leben, und am Ende des Lebens steht natürlicherweise der Tod. Somit muss das Sterben hier nicht als Strafe für eine bestimmte Tat verstanden werden, sondern dass „sterben müssen“ ist Ausdruck der Endlichkeit. Das Leben auf dieser Erde endet mit dem Tod.
Soweit der Dialog zwischen Schlange und Frau. Und wir merken: Bis hierhin ist noch nichts angebrannt. Eva hatte die Freiheit, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Gott erteilte ein Verbot. Die Schlange stellt eine Frage, die einen etwas unrealistischen Inhalt hat, dass ihr von keinem Baum essen dürft. Eva beantwortet die Frage richtig, fügt aber etwas hinzu, was Gott nicht gesagt hat. Und wenn man es genau nimmt, hat sie gelogen. Sie war nicht mehr gegründet im Vertrauen auf Gott, sondern unterstellte Gott mehr, als er gesagt hatte. Die Schlange gibt zwei richtige Antworten und eine dritte Antwort, die unterschiedlich interpretiert werden kann. Werden sie sofort sterben oder erst später?
Wie gesagt, bis hierher ist noch nichts angebrannt.
Aber die Schlange hat sich nun aus dem Staub gemacht, noch bevor etwas passierte. Sie überlässt Eva ihren Gedanken. Sie hat Eva nicht animiert, von dem Baum zu essen. Sie hat nur Fragen gestellt. Die haben in Eva ein Nachdenken ausgelöst, einen Zweifel gesät, Misstrauen geschürt. Die Schlange war Anstifter einer Gedankenspirale. Sie hat Eva letztlich verführt. Heinrich Heine hat einmal geschrieben
Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner.
Heinrich Heine
So eng sind Gedanken und Tat miteinander verknüpft.
Und Helga Schäferling sagte:
Im Samenkorn ist die Frucht enthalten und im Gedanken die Tat.
Helga Schäferling
So wie es in dieser Geschichte auch geschehen ist.
Nun kommt Gott auf den Plan.
Was hast du getan?, fragt Jahwe-Gott, die Frau. Die Schlange hat mich verführt, entgegnete sie. Da sagte Jahwe-Gott zur Schlange: Weil du das getan hast, sei mehr verflucht als alles Herdenvieh und mehr als alle wilden Tiere. Kriech auf dem Bauch und schlucke Staub dein Leben lang.
1. Mose 3 Vers 13
Wer ist diese Schlange eigentlich? In der Offenbarung, ganz am Ende der Bibel lesen wir:
Der große Drache, die uralte Schlange, die auch Teufel oder Satan genannt wird und die die ganze Menschheit verführt.
Offenbarung 12 Vers 9
Der Teufel, der auch der Böse genannt wird, schleicht sich mit all seiner List in der Schlange an Eva heran. Wir kommen noch mal zurück zur Geschichte.
Als die Frau nun sah, wie gut von dem Baum zu essen wäre, was für eine Augenweide er war und wie viel Einsicht er versprach. Dann nahm sie eine Frucht und aß. Sie gab auch ihrem Mann davon, der neben ihr stand. Auch er aß.
Aus den Gedanken, die in Evas Kopf kreisten, entstand ein Verlangen und das Verlangen wurde zur Tat.
- Wie gut von dem Baum zu essen wäre. Lust auf eine leckere Frucht? (Und für alle, die an dieser Stelle von einem Apfel reden, denen sei gesagt: Der Apfel, das war bei Wilhelm Tell! Hier in der Bibel ist an dieser Stelle nur von einer Frucht die Rede.)
- Der zweite Gedanke: Die Frucht sah sehr gut aus. Sie war eine „Lust für die Augen“, übersetzt die Schlachterübersetzung.
- Und der dritte Gedanke: Die Frucht versprach viel Einsicht. ‚Ihr werdet wissen, was gut und böse ist und werdet sein wie Gott‘.
Das ist die Begründung, oder richtiger gesagt die Rechtfertigung für den Ungehorsam Gott gegenüber. Ich, Eva, habe Lust, diese schöne Frucht zu genießen. Wenn sie obendrein auch klug macht, umso besser. Ihre Entscheidung richtet sich nicht mehr nach dem Gebot Gottes. Sie macht sich selbst und ihre Gedanken zum Maßstab für ihr Verhalten. Und das ist mit Gott unvereinbar. Eva hatte die Freiheit, trägt aber jetzt auch die Verantwortung für ihr Tun.
Es bleibt festzuhalten: Was die Schlange gesagt hat, trifft ein. Die Menschen wissen nun, was gut und böse ist. Und sie werden dadurch gottgleich.
Einige Verse weiter im 3. Kapitel von 1. Mose steht: „Und Gott der Herr sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner.“ Die Schlange hatte gesagt: Ihr werdet sein wie Gott, indem ihr erkennt, was gut und böse ist. Ihr werdet wissen, was gut und böse ist. Aber sie werden doch sterben müssen.
Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen.
1. Mose 3,19
Das Leben der Menschen ist seitdem endlich und findet sein Ende im Tod. Schauen wir mal, wie die Geschichte weitergeht. Die nächste Maßnahme ist: Gott schützt den Baum des Lebens.
Nun aber, dass er nun nicht seine Hand ausstreckte und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe, so schickte ihn Gott, der Herr aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war.
1. Mose 3 Vers 22+23
Es ist zu einem Bruch zwischen Gott und Mensch gekommen. Gott konnte den Menschen nicht mehr vertrauen. Die Menschen hatten sich von Gottes Gebot und somit von Gott getrennt. Sie haben sich von ihm unabhängig gemacht. Sie haben sich von dem unabhängig gemacht, in dessen Abhängigkeit sie ein paradiesisches Leben hätten führen können.
Wir haben also gesehen, was schief gelaufen ist.
Hat das Ganze nicht auch noch eine gute Seite?
Gott versagt den Menschen das Paradies, aber er wendet sich den Menschen wieder zu. Gott sucht den Menschen.
Da rief Gott, der Herr, den Menschen und sprach Wo bist du? Und er antwortete. Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt. Darum habe ich mich verborgen.
1. Mose 3 Vers 9
„Wo bist du?“ Das ist für mich eines der stärksten Worte in der Bibel. Gott fragt nach dem Menschen: Wo bist du? Warum versteckst du dich vor mir? Viele Menschen unserer Tage stecken fest in den Verstrickungen von Sünde und Schuld. Wie vielen Menschen ist die so hochgepriesene Freiheit, tun und lassen zu können, was man will, zum Fallstrick geworden? Es gibt keine wirkliche Unabhängigkeit. Wenn wir nicht von Gott abhängig sind, dann von etwas anderem.
In unserem Leben gibt es viele Sachzwänge. Wir müssen zum Beispiel arbeiten gehen, um uns ernähren zu können, um unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können, um die Miete oder das Darlehen oder Kredite bezahlen zu können. Wir sind abhängig vom Arbeitgeber, der uns Arbeit gibt und uns dafür einen Lohn bezahlt. Dann gibt es selbstgewählte Abhängigkeiten. Wir möchten gerne mit anderen mithalten. Uns ist es daran gelegen, einen Status zu haben und unseren Wohlstand zu sichern. Dann gibt es die vielzitierten Konsumzwänge, denen wir ausgesetzt sind. Die Werbung, die danach verlangt, uns unter Druck zu setzen, etwas haben zu müssen. Nein, wir sind nicht unabhängig. Uns ist es wichtig, von anderen geachtet und wertgeschätzt und geliebt zu werden. Wie viel investieren Menschen da hinein, damit sie dieses Ziel auch erreichen? Es gibt Menschen, die stehen unter einem Karrierezwang, etwas sein zu müssen, einen Status zu erreichen, eine Position.
Gott fragt dich, Wo bist du? Hast du dich verrannt? Oder gibt es in deinem Leben einen Sündenfall oder gleich mehrere? Erlebst du vielleicht eine tiefe Sinnlosigkeit deines Seins. Möchtest du wirklich unabhängig sein? So paradox es klingt: In der Abhängigkeit von Gott wirst du unabhängig von anderen. (Das ist ein eigenes Thema für später.) Gott sucht den Menschen, denn er hat ihn geschaffen. Gott will in Gemeinschaft mit seinen Menschen leben.
Und als zweites kommt hinzu: Gott hilft dem Menschen. Gott sucht den Menschen und er hilft ihm auch. Kapitel 3 Vers 21 ist zu lesen: „Und Gott der Herr, machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.“ Das, was hier als praktische Hilfe fast nur am Rande wahrgenommen wird, kennzeichnet das Wesen Gottes. Gott steht seinen Menschen zur Seite und hilft ihnen. Für die Freiheit, die wir uns nehmen, tragen wir die Verantwortung. Wenn wir versagen, tragen wir die Verantwortung für unser Tun und auch die Konsequenzen. Unser Versagen trennt uns nicht auf ewig von Gott, wenn wir zu ihm kommen. Er vergibt gerne. Er öffnet uns die Tür zu einem Neustart. In Jesaja 41 Vers 10 steht:
Schau nicht ängstlich nach Hilfe aus, denn ich, dein Gott, ich stehe dir bei. Hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich mache dich stark und ich helfe dir. Ich halte dich mit meiner rechten und gerechten Hand.
Jesaja 41 Vers 10
Wenn wir Gott vertrauen, dann steht er uns bei. So erging es Adam und Eva. Als Gott sie rief, bekannten sie ihm, was passiert ist. Zuerst noch wollten sie die Schuld anderen in die Schuhe schieben. Trotzdem kleidete sie Gott mit Fellen, um ihre Scham zu bedecken.
Wir suchen auch lieber die Schuld bei anderen. Einmal sind es die Umstände, in denen wir groß geworden sind. Auf der anderen Seite sind es Menschen, die uns zu etwas bewogen haben. Was auch immer es gewesen sein mag: Es hat auch etwas Befreiendes, wenn wir sagen können: Ich bin’s! ich bin es gewesen! Ich habe versagt! Denn die Wahrheit macht uns frei. Sie macht uns frei für einen anderen, für einen neuen Weg. Für einen Weg mit Gott.
Die Frage, die als Thema über diesem Beitrag steht, ist: „Sündenfall – Unfall oder Zwischenfall?“ Was nun? Unfall oder Zwischenfall? Ich wage zwei Definitionen. Unfall ist ein Ereignis, das absolut zu vermeiden ist. Zwischenfall ist ein Ereignis, mit dem man rechnen muss.
Die Ebenbildlichkeit Gottes, die dem Menschen in der Schöpfung mitgegeben wurde, die ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidet, enthält die Fähigkeit zu denken, abzuwägen und zu entscheiden. Anders ausgedrückt: Es enthält die Fähigkeit, Freiheit auszuüben und Verantwortung für das eigene Verhalten zu tragen. Gott hatte es bei der Schöpfung im Blick. Die Menschheit trägt die Last des Bösen seitdem auf ihren Schultern. Die Auswirkungen sehen wir täglich.
Unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt stimmt letztlich völlig mit dem Plan Gottes überein. Denn Gott wird alles wieder so herstellen, wie er es sich ursprünglich gedacht hat. Darin wird letztlich seine Größe und seine Allmacht für alle Menschen sichtbar. Gott kommt an sein Ziel. Aus diesem „Zwischenfall“ entsteht also der Heilsplan Gottes für etwas Neues.
Seht, ich mache alles ganz neu, sagt der, der auf dem Thron saß, und wandte sich dann zu mir. Schreib diese Worte auf. Sie sind zuverlässig und wahr.
Offenbarung 21 Vers 5
Manchmal frage ich mich: Und warum eine so riesige Zeitspanne dazwischen? Warum dauert das Ganze denn so lange? Warum gibt es so viel Leid, so viel Elend und so viel Not auf dieser Erde? Die Antwort kenne ich nicht. Aber ich vertraue Gott. Er ist Gott. Er weiß, was er tut. Er weiß, was er zulässt. Er ist mir keine Rechenschaft schuldig.
Ich möchte noch einen Aspekt einfügen. Seit dem Sündenfall leben die Menschen getrennt von Gott. Die Heiligkeit Gottes lässt Unheiliges in seiner Gegenwart nicht zu. Eine ungetrübte Gemeinschaft mit ihm ist seit dem Sündenfall nicht möglich, denn die Sünde trennt uns Menschen von Gott. Seitdem haftet uns das Böse an. Und dass der Mensch eben von Natur aus nicht gut ist, das belegt die Bibel an verschiedenen Stellen.
Gott sagt zum Beispiel über den Menschen:
Alles, was aus seinem Herzen kommt, ist ja böse von seiner frühesten Jugend an.
1. Mose 8 Vers 21
Das Böse gehört also zur DNA eines jeden natürlichen Menschen.
Jesus sagt
Denn aus dem Herzen des Menschen kommen die bösen Gedanken und mit ihnen alle Arten von Mord, Ehebruch, sexueller Unmoral, Diebstahl, falschen Aussagen, Verleumdungen.
Matthäus 15 Vers 19
Und Paulus beklagt sich:
Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meiner Natur, nichts Gutes wohnt. Es fehlt mir nicht am Wollen, aber ich bringe es nicht fertig, das Gute zu tun.
Römer 7 Vers 18
Und als letztes Jakobus:
Wenn jemand in Versuchung gerät, soll er nicht sagen Gott hat mich in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht vom Bösen verführt werden und verführt auch selbst niemand dazu. Nein, jeder wird von seiner eigenen Begierde in die Falle gelockt. Wenn die Lust auf diese Weise schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt und die Sünde, wenn sie voll ausgewachsen ist, den Tod.
Jakobus 1 Vers 13
Wenn dies so bliebe, dann gingen Gott alle Menschen verloren. Das wäre aber das Gegenteil von dem, was Gott ursprünglich wollte, nämlich in Gemeinschaft mit seinen Menschen leben. In meinem nächsten Beitrag werde ich über die „Rückrufaktion Gottes“ sprechen. Gott hat einen genialen Plan, den er uns in der Bibel entfaltet. Und wir sind eingeladen, zu ihm zurückzukommen. Ganz egal, wo wir zwischenzeitlich gelandet sind. Zurück in die Gemeinschaft mit ihm, schon hier auf dieser Erde.
Du darfst gespannt sein…