Markus 4,1-20
1. Textabschnitt
Das Geheimnis vom Reich Gottes
1 Wieder einmal war Jesus am See und lehrte. Diesmal hatten sich so viele Menschen um ihn versammelt, dass er sich in ein Boot setzen musste, um vom See aus zur Menge am Ufer sprechen zu können. 2 Er redete lange und erklärte vieles in Gleichnissen. Unter anderem sagte er:
3 „Hört zu! Ein Bauer ging auf den Acker, um zu säen. 4 Beim Ausstreuen fiel ein Teil der Körner auf den Weg. Da kamen die Vögel und pickten sie auf. 5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, der nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt war. Weil die Wurzeln nicht tief in den Boden dringen konnten, ging die Saat zwar bald auf, 6 als dann aber die Sonne höher stieg, wurde sie versengt und vertrocknete, weil sie keine tiefer gehenden Wurzeln hatte. 7 Wieder ein anderer Teil fiel unter Disteln, die die Saat bald überwucherten und erstickten, sodass sie keine Frucht brachte. 8 Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden. Die Saat ging auf, wuchs und brachte Frucht: dreißig-, sechzig- oder sogar hundertfach.“ 9 Jesus schloss: „Wer Ohren hat und hören kann, der höre zu!“
10 Als die Zwölf und die anderen Jünger wieder mit Jesus allein waren, fragten sie ihn nach dem Sinn der Gleichnisse. 11 Er sagte: „Euch hat Gott das Geheimnis seines Reiches anvertraut; den Außenstehenden wird alles nur in Gleichnissen gegeben, 12 damit sie hinsehen und doch nichts erkennen, damit sie zuhören und trotzdem nichts verstehen, damit sie nicht etwa umkehren und ihnen vergeben wird.'“ 13 Dann fuhr er fort: „Ihr versteht das Gleichnis nicht? Wie wollt ihr dann die anderen alle verstehen?
14 Der Bauer mit dem Saatgut sät das Wort. 15 Das was auf den Weg gefallen ist, meint Menschen, die Gottes Botschaft hören. Aber dann kommt gleich der Satan und nimmt ihnen das gesäte Wort wieder weg. 16 Das, was auf den felsigen Boden fiel, meint Menschen, die das Wort hören und es gleich freudig aufnehmen. 17 Doch weil sie unbeständig sind, kann es bei ihnen keine Wurzeln schlagen. Wenn sie wegen der Botschaft in Schwierigkeiten geraten oder gar verfolgt werden, wenden sie sich gleich wieder ab. 18 Andere Menschen entsprechen der Saat, die unter die Disteln fällt. Sie haben die Botschaft gehört, 19 doch dann gewinnen die Sorgen ihres Alltags, die Verlockungen des Reichtums und andere Begierden die Oberhand und ersticken das Wort. Es bleibt ohne Frucht. 20 Die Menschen schließlich, die dem guten Boden gleichen, hören die Botschaft, nehmen sie auf und bringen Frucht: dreißig-, sechzig- und hundertfach.“
2. Erläuterungen
Dieses Gleichnis ist das Gleichnis, das sehr anschaulich beschreibt, was mit dem verkündigten Wort Gottes geschieht und wie es wirkt. Jeder Mensch wird sich in diesem Gleichnis wiederfinden können.
Ausgangspunkt ist: Der Bauer sät das Wort. (Vers 14) Damit ist ausgesagt, dass die Verkündigung des Evangeliums nur ein ‚Mittel‘ braucht: Das Wort Gottes. Es ist die Saat, der Same, der ausgestreut wird, damit er keimt, aufgeht und zur Fruchtreife gelangt.
Jesus benutzt dieses Bild, um zu beschreiben, was mit dem Wort Gottes geschehen soll. Er beschreibt aber auch, warum es in so vielen Fällen nicht zur Fruchtreife kommt. Du und ich können den Prozess fördern und auch verhindern.
Fall 1:
Bild: 4 Beim Ausstreuen fiel ein Teil der Körner auf den Weg. Da kamen die Vögel und pickten sie auf.
Deutung: 15 Das, was auf den Weg gefallen ist, meint Menschen, die Gottes Botschaft hören. Aber dann kommt gleich der Satan und nimmt ihnen das gesäte Wort wieder weg.

Wir Menschen haben unsere Gewohnheiten, unsere Trampelpfade. Wenn ich von der Brücke, die über den nahegelegenen Fluss führt, auf die Wiese hinabschaue, dann sehe ich die ‚Trampelpfade‘ der Hundehalter. Jeden Tag trifft sich die Hundegemeinde auf diesen festgetretenen Wegen. Da wächst kein Gras mehr. Würde man dort Saatgut aussäen, würden die Vögel es wegpicken. Es bliebe auch unbeachtet, denn niemand erwartet, dass dort etwas Fruchtbringendes aufgehen könnte.
Die Trampelpfade unseres Lebens sind ähnlich, Gewohnheiten eben: Routinen, eingeübte Rituale und Tagesabläufe, gleichbleibende Informationsquellen in TV und Internet, Alltagstrott! Und das Wort Gottes? Es hatte mit unserem Leben bisher oft wenig zu tun und kommt ja auch gar nicht so reißerisch daher. Jesus sagt: Der Teufel nimmt es weg. Ja! es gibt ihn! Sein Interesse ist gegenläufig. Er „schickt“ die Vögel. Wie soll ich mir das vorstellen?
Unser Blick wird auf anderes gelenkt. Unser Fokus richtet sich wieder auf Vertrautes, Bekanntes und Alltägliches. Auf unseren festgefahrenen Wegen treten wir darüber hinweg. Es bleibt alles so wie es gestern auch war. Unbeachtet und wirkungslos verkommt die Botschaft von Reich Gottes. Wenn ich Menschen auf Gott anspreche und ihnen einen Flyer zum lesen geben möchte gibt es auch Menschen, die regungslos sagen: „Nein, Danke!“ oder „Passt nicht in mein Leben.“ oder „Die Kirche hat mich enttäuscht“. Das Wort Gottes kommt mit dem Leben dieses Menschen überhaupt nicht in Berührung.
Nebenbei – es können auch festgefahrene theologische Positionen sein, die uns nicht mehr für das Wort empfänglich machen. Ich weiß es, so ist es, ich habe es studiert –> ich nenne es Erkenntnisstolz. Niemals im Leben dürfen wir aufhören, Empfangende zu sein. Ein Bibelwort, zig Mal gelesen, kann uns jedesmal neu berühren, wenn wir offen für das Reden des Geistes Gottes sind.
Fall 2:
Bild: 5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, der nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt war. Weil die Wurzeln nicht tief in den Boden dringen konnten, ging die Saat zwar bald auf, 6 als dann aber die Sonne höher stieg, wurde sie versengt und vertrocknete, weil sie keine tiefer gehenden Wurzeln hatte.
Deutung: 16 Das, was auf den felsigen Boden fiel, meint Menschen, die das Wort hören und es gleich freudig aufnehmen. 17 Doch weil sie unbeständig sind, kann es bei ihnen keine Wurzeln schlagen. Wenn sie wegen der Botschaft in Schwierigkeiten geraten oder gar verfolgt werden, wenden sie sich gleich wieder ab.
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Es gibt Menschen, die sich schnell für etwas begeistern können. Das Neue fasziniert sie. Es gibt Gottesdienste mit moderner Musik. Der Prediger ist charismatisch. Neue Menschen nach dem Gottesdienst in der Softbar kennenlernen. Da möchte man dabei sein.
Ein Event am Sonntagmorgen …
Einigen Menschen geht es so mit dem Evangelium. Sie finden es interessant. Vielleicht waren sie mit Freunden in einen Gottesdienst, der sie angesprochen hat. Vielleicht fanden sie auch gute Gedanken über Gott. Und dass Gott liebt und Schuld vergibt, das ist zwar neu; aber man kann drüber nachdenken. Aber das Herz ist hart gegenüber Gott. Soll der in mein Leben hineinsprechen? Ich bin frei und selbstbestimmt. Ein wenig religiöse Dekoration, das kann nicht schaden: Taufe, Kommunion, Konfirmation und kirchliche Trauung sind schöne feierliche Anlässe. Aber sich wirklich auf den allmächtigen Gott einlassen, mit Sünde und Gericht und ewigem Leben ist dann doch zu anstrengend.
Andere bleiben eine Weile dran. Sie schließen sich einer Gemeinde an. Sie werden Mitarbeiter und sind auch überzeugt von der Guten Nachricht vom Reich Gottes. Manchmal gibt es Spott von Freunden, wenn man in einen Gottesdienst geht und nicht zum Fußballspiel. Immer wieder steht man im Konflikt zwischen Gottesdienst und Event, zwischen Bibelstudium und Lieblingssendung im TV entscheiden zu müssen. „Unbeständig“ nennt Jesus diese Menschen.
Der Glaube kann nicht wachsen, wenn die Saat, das Wort Gottes, nicht wirklich wurzeln kann. Es bedarf der Pflege. Wie will ich Gott wirklich verstehen, wenn ich nicht in seinem Wort studiere? Das ist einer der größten Knackpunkte im Leben vieler Menschen – Bibel lesen!
Fall 3:
Bild: 7 Wieder ein anderer Teil fiel unter Disteln, die die Saat bald überwucherten und erstickten, sodass sie keine Frucht brachte.
Deutung: 18 Andere Menschen entsprechen der Saat, die unter die Disteln fällt. Sie haben die Botschaft gehört, 19 doch dann gewinnen die Sorgen ihres Alltags, die Verlockungen des Reichtums und andere Begierden die Oberhand und ersticken das Wort. Es bleibt ohne Frucht.

Im Matthäusevangelium sind es nicht die Disteln sondern die Dornen. Dornen und Disteln sind in der Bibel häufig als lästiges, unliebsames Beigewächs genannt. Sie erschweren die Gartenarbeit und verhindern gutes Wachstum. Auch sind sie schneller im Wachstum als manche andere Pflanze.
Jesus wählt dieses Bild. Dornen und Disteln gibt es überall. Die vielen wilden Brombeerhecken gehören auch dazu, die jedes Jahr meterlange Triebe hervorbringen und in Wege und Straßen hineinwachsen. Sie nehmen den veredelten, guten Pflanzen den Raum, die Luft und das Licht, so dass sie nicht gedeihen können.
Hier ist von einer Gruppe Menschen die Rede, die garnichts dagegen haben, dass der Bauer diese Saat aussäht. Sie freuen sich sogar, dass diese gute Saat ausgesät wird, denn sie hat ja die Verheißung, Glauben hervorzubringen, der zum ewigen Leben führt. Diese Menschen gehen gerne in Gottesdienste und Hauskreise. Sie stimmen dem Wort Gottes zu, erzählen sogar anderen von der guten Botschaft. Sie denken, dass sie gute Christen seien.
Kein Bauer sät bewusst unter die Disteln und Dornen, aber es kommt vor. Da wo das Feld zu Ende ist, da wachsen sie, die Disteln und Dornen und manches vom Saatgut fällt eben unter die Disteln.
Sie hören das Wort aber es wird erstickt. Das schauen wir uns genauer an.
Dornen und Disteln haben diese Welt seit der Schöpfung überwuchert. Sie gehören zu den ’normalen‘ Rahmenbedingungen. Nach dem Sündenfall sagte Gott zu Adam:
1.Mose 3:17-1917 […],Deinetwegen sei der Acker verflucht! / Um dich von ihm zu ernähren, / musst du dich lebenslang mühen. 18 Dornen und Disteln werden dort wachsen, / doch bietet er dir auch Frucht. 19 Mit Schweiß wirst du dein Brot verdienen, / bis du zurückkehrst zur Erde, / von der du genommen bist. / Denn Staub bist du, / und zu Staub wirst du werden.'“
Das was Gott damals wortwörtlich meinte gilt auch im übertragenen Sinn für das Leben der Menschen. Wenn wir glauben, können wir Gott erfahren. Der Glaube kommt aus dem Wort Gottes. Wo aber ‚Dornen und Disteln‘ sind, kann das Wort Gottes nicht aufgehen, obwohl kräftig gesät wird!
Diese Welt ist sprichwörtlich von Dornen und Disteln überwuchert.
1. Die Sorgen des Alltags
„Guten Morgen
Liebe Sorgen
Seid ihr auch schon alle da
Habt ihr auch so gut geschlafen?
Na dann ist ja alles klar!“
(Jürgen von der Lippe)
Sorgen sind wie eine zweite Haut im Leben der meisten Menschen. Wenn man aufsteht, sind die Sorgen in unseren Köpfen schon längst wach. Sie trüben die Stimmung. Da muss man was machen, etwas ändern, es kann doch so nicht weiter gehen.
Wenn ich mir die Gesichter der Menschen anschaue, wenn ich durch die Stadt gehe, dann kann ich es sehen. Nur wenig entspannte und fröhliche Gesichter. Es sind die Sorgen um die Gesundheit, finanzielle Sorgen, Kinder in Kita und Schule, Arbeitsstelle, Partnerschaft und Einsamkeit, Enttäuschung, Misserfolge, unerreichte Ziele, Verletzungen, das nie-fertig-werden, es fehlt die Luft zum Atmen.
Die Sorgen sind allgegenwärtig und nicht abschaltbar.
2. Die Verlockungen des Reichtums
Sparbücher, Aktien, Lotterie, Spekulationen, aber auch Neid und Missgunst gehören zu diesem Themekomplex. Dabei kommt es nicht auf die Menge oder Größe an sondern Geld an sich, in welcher Form auch immer, hat eine starke Anziehungskraft. Wann kann ich mir dieses oder jenes leisten. Jeden Monat das gleiche Warten auf den Lohn, das Bürgergeld oder die Rente. Die Wunschlisten sind lang. Der Markt regt den Konsum an und suggeriert uns, dass wir ohne ein bestimmtes Haarspray oder Rasierwasser nicht wirklich glücklich zur Arbeit gehen können. Alles dreht sich ums Geld.
Es wird dich überraschen, aber Gott verachtet das!
1.Timotheus 6:10 Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, […]
Paulus kontert dieses weltliche Prinzip mit folgenden Worten:
1.Timotheus 6:8 Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.
(Das ist ein spannendes und umfangreiches Thema; es sei hier nur angeschnitten.)
Die Beschäftigung mit Geld oder mit nicht vorhandenem Geld nimmt sehr viel Platz im Leben vieler Menschen ein. Die Lust auf mehr kann uns gefangen nehmen und uns den Platz für Gottes Liebe und Versorgung streitig machen. Wir vertrauen Gott nicht wirklich sondern kümmern uns selbst.
3. … und andere Begierden
Lukas schreibt hier von „Vergnügungen des Lebens“ (Lukas 8,14)
Nach den Sorgen und dem „Geldproblem“ kommen nun andere Begierden bzw. die Vergnügungen des Lebens ins Spiel. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass das, was uns befriedigt (Begierden) und das Verlangen nach Vergnügen eine starke geistliche Komponente haben.
Begierden, das sind die inneren Regungen jedes natürlichen Menschen, die über die Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen und ein Dach über dem Kopf hinausgehen. Sie kommen so unscheinbar daher und beginnen meist mit dem Satz: „Ich will jetzt mal…“ Es scheint grotesk, dass Gott damit ein Problem hat. Es ist doch seine schöne Welt, die er geschaffen hat und die wir genießen. Es ist doch der Körper, den Gott lustfähig und genussfreudig geschaffen hat.
Wenn wir genau hinschauen, dann verbietet er in diesem Text ja nicht, sondern weist darauf hin, dass diese Dinge die geistliche Saat, das Wort Gottes ersticken können. Darin können sie zu einem geistlichen Problem werden.
(Es gibt eine interessante Passage in der Bibel, in der Gott die Liebe zur Welt als schädlich beschreibt. Es würde hier den Rahmen sprengen, aber vielleicht komme ich später mit einem eigenen Beitrag dazu.)
Vorab schon mal den Text aus 1. Johannesbrief 2, 15-17:
1.Johannesbrief 2:15-17 15 Hängt euer Herz nicht an die Welt und an nichts, was zu ihr gehört! Wenn jemand die Welt liebt, hat die Liebe des Vaters keinen Platz in ihm. 16 Denn diese Welt wird von der Sucht nach körperlichem Genuss bestimmt, von gierigen Augen und einem unverschämten Geltungsdrang. Nichts davon kommt vom Vater. Es stammt aus ‹dem Wesen› der Welt. 17 Und diese Welt mit ihren Begierden wird verschwinden. Doch wer tut, was Gott will, bleibt und lebt in Ewigkeit.
Im dritten Fallbeispiel beschreibt Jesus das Problem: Sie bringen keine Frucht. Wir erkennen, dass es Gott nicht darum geht, dass wir dieses oder jenes nicht dürfen. Gott geht es darum, dass wir Frucht bringen. Dann kann es sein, dass uns bestimmte Dinge daran hindern, und dann sind sie nicht gut in Gottes Augen. Gott lässt uns dabei nicht im Regen stehen sondern verbürgt sich zum Beispiel für unsere Versorgung:
Matthäus 6:31-34 31 Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: ‚Was sollen wir denn essen? Was können wir trinken? Was sollen wir anziehen?‘ 32 Denn damit plagen sich die Menschen dieser Welt herum. Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! 33 Euch soll es zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben. 34 Sorgt euch also nicht um das, was morgen sein wird! Denn der Tag morgen wird für sich selbst sorgen. Die Plagen von heute sind für heute genug!“
Wer mit Gott lebt, hat eine andere Perspektive. Er sieht den Anbruch des Reiches Gottes schon hier und jetzt. Es funktioniert nach anderen Prinzipien. Aber nun zurück zum Gleichnis.
Fall 4:
Bild: 8 Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden. Die Saat ging auf, wuchs und brachte Frucht: dreißig-, sechzig- oder sogar hundertfach.“ 9 Jesus schloss: „Wer Ohren hat und hören kann, der höre zu!“
Deutung: 20 Die Menschen schließlich, die dem guten Boden gleichen, hören die Botschaft, nehmen sie auf und bringen Frucht: dreißig-, sechzig- und hundertfach.“

Ein guter Boden ist frei von Disteln und Dornen. Das Saatbett ist gut vorbereitet und kann den Samen aufnehmen.
Da darf es auch keine Schuhabdrücke geben, die den Boden verdichten. Die Steine werden von Hand herausgesammelt, damit optimale Voraussetzungen für die Saat gegeben sind.
Bei uns wachsen auf einem wilden, ungepflegten Nachbargrundstück üppig die Dornen. Damit sie nicht in unserem Garten hineinwachsen, habe ich sie vor einigen Wochen mit einem Freischneider nieder gemacht. Als ich vor kurzem wieder dort war, konnte ich keine Dornen mehr sehen. Ein grüner Teppich hat sich ausgebreitet von den Pflanzen, die unter den Dornen zuvor nicht aufgehen konnten.
Damit ein guter Boden entstehen kann, muss er vorbereitet werden. Alles muss weg, was die Saat und die Pflanzen beeinträchtigen kann. So ist es auch im geistlichen Leben. Bevor das Wort Gottes auf einen guten Boden fallen kann muss ein festgetretener Trampelpfad in unserem Leben umgegraben werden. Da müssen die harten Herzen weich werden. Da müssen die Dornen und Disteln herausgerissen werden.
Mich hat es nachdenklich gemacht. Manche Christen laufen seit Jahren auf ihren festgefahrenen und festgetretenen Wegen. Das Wort Gottes richtet nichts mehr aus. Die Gesichter sind eher grießgrämig als freudig. Da ist kein Leben erkennbar. Geistliche Gespräche sind nicht mehr erwünscht, die haben ihren Platz am Sonntag im Gottesdienst.
Andere Herzen sind hart geworden wie Stein. Sie sind verbittert, weil Gott ihnen nicht das gegeben hat, was sie sich gewünscht haben. Sie fühlen sich von Gott bestraft. Sie machen Gott für das Leid im Leben verantwortlich. Die frühe Begeisterung für das Wort Gottes ist verflogen.
Oder: Wer für Gottes Reich eintritt, der wird auch Verachtung und Ablehnung erfahren. Das hat Jesus allen seinen Jüngern versprochen; es gehört dazu. Mit dem Strom zu schwimmen ist der leichtere Weg.
„Nur wer gegen den Strom schwimmt kommt zur Quelle.“ sagt Konfuzius.
Die mühsamste Arbeit scheint zu sein, „die Sorgen des Alltags, die Verlockungen des Reichtums und andere Begierden (Vergnügen)“ los zu werden. Wir leben in einer hedonistischen Welt. Das Vergnügen steht weit oben. Um es ausschöpften zu können braucht man Geld. Und dann sind da noch die Alltagssorgen…
Die Botschaft, die Jesus gepredigt hat lautet: Vertraut Gott und sorgt euch nicht; er sorgt für euch! Du kannst durch dein Sorgen deinem Leben nichts hinzufügen.
Wir alle wissen, dass Geld nicht glücklich macht.
Wir alle wissen, dass das Vergnügen nur kurz befriedigt und neue und stärkere Impulse braucht.
Wir alle wissen, dass Sorgen krank machen.
Rainer Werner Faßbinder hat es 1974 zum Titel eines Films gemacht: „Angst essen Seele auf.“
Je mehr wir uns von diesen Dingen lösen, wird das Wort Gottes – wenn wir es denn lesen – in unserem Leben Wurzeln schlagen. Die Liebe zu Gott und das Vertrauen in seine souveräne Macht werden wachsen. Die Unruhe im Leben wird vom Frieden Gottes abgelöst, selbst wenn wir mächtig von Stürmen bedroht sind. Der Geist Gottes macht das Wort Gottes in unseren Herzen lebendig und er wirkt das Vertrauen in Gott. Das Ziel des Lebens wechselt vom Diesseits ins Jenseits. Das ist nicht der Himmel auf „Wolke sieben“ sondern die neue Welt, die Gott am Ende aller Dinge errichten wird. Dann wird Gott wieder bei seinen Menschen wohnen, wie es ursprünglich im Paradies war. Den Himmel auf Erden gibt es nicht.
Das ist aber noch nicht alles. Der Textabschnitt endet hier nicht sondern zeigt, welche Frucht auf einem guten Boden wachsen kann.
Die Frucht, die auf gutem Boden wächst, macht den satt, der den Boden vorbereitet hat. Gott gibt das Wachstum und Gedeihen. Die Früchte sättigen und schmecken gut und es gibt sie reichlich. Das ist eines der Prinzipien Gottes. Wenn wir Gottes Willen tun, dann werden wir Segen ernten.
Galater 6:7-9 7 Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. 8 Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten. 9 Lasst uns aber nicht müde werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.
Aber es gibt auch eine zweite Art von Frucht. Wenn das Wort Gottes in unserem Leben gut gewurzelt hat, dann wird unser Zeugnis für Menschen in der Welt sichtbar sein. Das Leben hat sich verändert. Wir leben nach geistlichen Prinzipien und nicht nach weltlichen. Das bleibt nicht verborgen, das weckt die Sehnsucht anderer Menschen nach dem Frieden, den Gott z.B. als Frucht in unserem Leben wachsen lässt. Menschen öffnen sich für das Evangelium und beginnen, ihren Acker vorzubereiten.
3. Lesehinweise
Wenn du die blauen Zeilen anklickst, dann wird dir der Text angezeigt. In Matthäus und Lukas sie die Parallelstellen zu diesem Gleichnis, das wir hier im Markusevangelium behandeln.
4. Zusammenfassung
Das Wort Gottes wird überall auf der Welt unter unterschiedlichsten Rahmenbedingungen „ausgesät“. In vielen Ländern der Welt stehen Christen mächtig unter Druck und können sich nur im verborgenen versammeln. Dort breitet sich das Evangelium rasant aus, die Hausgemeinden nehmen zu. Menschen haben Verlangen nach dem Wort Gottes; der Geist Gottes wirkt mächtig. Es geschieht millionenfach in China, zehntausendfach in nordkoreanischen Gefängnissen. Druck von außen hat der Gemeinde noch nie geschadet. Ganz im Gegenteil, Verfolgung hat die Ausbreitung des Evangelium gefördert.
Ganz anders bei uns heute in der westlichen Welt. Wir haben keinen Druck von außen. Wir selbst sind das Problem. Umgeben von einer Welt, die den kurzfristigen Genuss sucht und schnelle Befriedigung anbietet, schwimmt die „christliche Gemeinde“ mehr mit dem Strom. Die Christenheit ist viel zu träge, dagegen zu halten. Sie vermischt Weltliches mit scheinbar Geistlichem. Sie ist satt; warum noch nach Gott fragen?
Festgefahrene Lebenswege, verhärtete Herzen, kaum überschaubare Berge von Sorgen, die Liebe zum Geld und die Suche nach Genuss stehen unserem geistlichen Wachstum entgegen, sie verhindern es.
Der Ruf Jesu zur Umkehr kann hier so verstanden werden, dass wir unser Leben überprüfen. Was nimmt mir die Freude am Evangelium? Warum ist mein Herz so träge? Viele Christen sagen, dass Jesus das Wichtigste in ihrem Leben ist. Aber im Lebensvollzug spielt er keine oder nur eine untergeordnete Rolle.
5. Gebet
Vater im Himmel,
ich komme mir wie ein Getriebener in dieser Welt vor.
Ich weiß oft nicht, wo mir der Kopf steht.
Sorgen, Probleme, Termine und Pflichten rauben mir die Energie.
Gerne würde ich in deinem Frieden sein, wie in einem Auge im Sturm.
Ich traue mich nicht, loszulassen, ich bekomme Angst.
Bricht dann alles über mir zusammen?
Vater, ich will lernen, dir zu vertrauen und nicht auf eigene Kraft setzen.
Ich möchte den Acker meines Lebens so bestellen,
dass darauf etwas nützliches und ewiges wächst.
Öffne mir die Augen für die Wunder, die du in meinem Leben tun willst.
Ich möchte die Frucht des Geistes schmecken, mich daran laben.
Ich möchte mit dir fest verbunden sein.
Übernimm du die Kontrolle über mein Leben –
ich lasse es in deine Hände los.
Amen
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2 Kommentare zu “Markus 4,1-20”
Danke, lieber Werner,
für die gute Auslegung dieses Gleichnisses!
Ich fürchte, ich gehöre – zurück in Deutschland – so etwas zur „Distelgruppe“, weil so vieles, was es hier zu regeln galt/gilt…die Politik ect. mich überschwemmt hat! So ist dieser Bibelbrief ein wichtiger Weckruf für mich!
Herzlichen Dank und Gottes Segen euch! Bis hoffentlich in Roquetas!
Hi Werner
Sehr ansprechend! Auch das mit den „festgefahrenen Positionen“. Wobei ich persönlich auch die Identifikation/Verwechslung von Wort Gottes und Bibel dazu zähle. Ich glaube, etwas Festgefahreneres gibt es gar nicht. Aufhorchen lässt mich aber, was du über geistliches Wirken in China und Nordkorea andeutest. Wenn du da genauere Infos hast, das würde mich interessieren…
Lieber Gruß
Bernt