bekehrt? – wiedergeboren? – neuer Mensch?
Es gibt ein allgemeines Grundverständnis in „evangelikalen“ bzw. „bibeltreuen“ Gemeinden das die meisten von uns kennen:
„Ich habe mich bekehrt, also bin ich wiedergeboren und ein Kind Gottes. Mir kann nichts mehr passieren. Ich bin zwar noch ein Sünder aber durch die Gnade Gottes für Zeit und Ewigkeit gerettet. Ich habe Heilsgewissheit.“
Wenn das so stimmte, dann wäre ja alles in Ordnung. Wenn…! Aber stimmt diese Annahme? Außerdem gibt es viele Menschen, die im Stillen Zweifel haben, ob nicht ein oder gar zwei Fragezeichen in dem Titel dieses Artikels berechtigt sind.
Erste Zweifel sollten aufkommen, wenn man bei Christen persönlich und in vielen Gemeinden wahrnimmt, dass die Kennzeichen eines geheiligten Lebens und die Schönheit der Gemeinde Christi nur schwer bis gar nicht erkennbar sind. Wie viele Enttäuschungen und Verletzungen, geistlicher Missbrauch, Bitterkeit und Spaltungen ziehen sich wie eine Perlenkette durch die Biografien von Menschen und durch die Jahre einer Gemeindegeschichte.
Das ‚Liebesgebot‘ wird als unerfüllbar und zu Gunsten einer erlernbaren Streitkultur und eines fairen Umgangs miteinander relativiert. Die Schrift aber lässt nicht locker und steigert ihren Anspruch bis hin zur Feindesliebe, damit der Christus seine Entsprechung in unserem Leben findet. Da steigen aber viele aus und sagen: ‚Das schafft doch niemand‘. Stimmt! Deshalb wollen wir es genauer beleuchten.
In Johannes 17 bittet Jesus den Vater um die Einheit der Gläubigen. Dabei geht es in Johannes 17 nicht um eine ‚vertraglich vereinbarte‘ Einheit in übergeordneten Gremien oder Vereinigungen sondern um eine wesensmäßige Einheit der Gläubigen durch den Heiligen Geist. Eine Verpflichtung und keine Option für eine geistliche Gemeinschaft.
Johannes 17,21 „Ich bete, dass sie alle eins sind, und zwar so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen sie in uns eins sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.“
Sowohl das Liebesgebot als auch das Einheitsgebot bringen jedes menschliche Bemühen an seine Grenzen. Wir schaffen es nicht. Was bei menschlichen Bemühungen herauskommt sehen wir in den Ehen, Familien und Gemeinden.
Ich kenne keine Gemeinde, die auf ihrer Webseite als ihr vorrangiges Anliegen die Liebe und die Einheit in der Gemeinde stellt. Ein gelingendes Gemeindeleben, attraktive Angebote und einladende Veranstaltungen stehen im Vordergrund. Wobei man die Frage stellen muss: Wie kann eine Gemeinde, die sich Gemeinde Jesu Christi nennt, ohne die Liebe Gottes und die Einheit mit dem Vater und dem Sohn ihren Anspruch aufrecht halten?
An welcher Stelle der „Christwerdung“ eines Menschen könnte die Ursache dafür liegen, dass Christsein nicht in die Ebenbildlichkeit Christi mündet? Wie kommt es, dass die anfängliche Begeisterung zu einem monotonen und später erstarrten Christsein degeneriert? Wenn Menschen sich mit dem Widerspruch im eigenen Leben und dem Anspruch der Schrift arrangieren, dann muss es doch eine Stelle geben, an der die Weichen falsch gestellt worden sind.
Ich möchte mich mit dir auf die Suche machen: Wo, an welcher Stelle ist es geschehen? Ich möchte von Bekehrung, Wiedergeburt und dem neuen Menschen schreiben.
Am Anfang steht der gottlose Sünder. Er kommt irgendwie mit dem Evangelium in Berührung; es spricht ihn an, er bleibt dran. Dann gibt es eine Entscheidung für Jesus, die besser mit dem Begriff Buße beschrieben wird, weil es eben mehr ist, als nur eine Entscheidung. Dann lesen wir von der Wiedergeburt zu einem neuen Menschen und der Rechtfertigung des Sünders und dem ewigen Leben.
der Sünder
Ich beginne mit dem Sünder. Warum? Weil es einen weit verbreiteten Irrtum gibt! Weil viele Christen davon ausgehen, dass die Sünde auch zum Leben eines Christen dazu gehört und wir deshalb alle noch Sünder sind. Ich will nicht sagen, dass sie dadurch die Sünde legitimieren wollen. Das will sicher niemand, der verstanden hat, dass die Sünde das Übel schlechthin ist. Die Sünde hat uns Menschen den Tod gebracht. Jesus ist gekommen, um für die Sünden aller Menschen zu sterben. Dadurch sind wir von der Verpflichtung befreit, weiter sündigen zu müssen. Es gibt jetzt keinen Grund mehr zu sündigen!
Aber selbst wenn die Sünde nicht gerechtfertigt wird so wird sie doch in einem gewissen Maß toleriert eben weil wir ja noch Sünder sind. Wir sind doch noch Menschen (also im Fleisch) und da können wir Kraft unserer Natur nicht ohne Sünde sein. Nun hat dieses Verständnis folgenreiche Auswirkungen auf unser geistliches Leben. Wir schauen uns jetzt einmal Bibelstellen aus dem Neuen Testament an, die etwas über den Sünder aussagen.
- Jesus ruft Sünder zur Umkehr
Matthäus 9:13 […]denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (auch Markus 2,17; Lukas 5,32; 1Timotheusbrief 1,15)
- Sünder müssen Buße tun
Lukas 15:7 „Ich sage euch: Ebenso wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die die Buße nicht nötig haben.“
- Sünder brauchen Gnade
Lukas 18:13 „Der Zöllner aber, von fern stehend, wollte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und sprach: O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“
- Sünder sind Verirrte
Jakobus 5:20 „[…] so wisse er, dass der, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, eine Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden bedecken wird.“
- Jesus starb für uns, als wir noch Sünder waren
Römer 5:8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.
- Sünder stehen unter dem Gesetz
1Timotheus 1:9-11 „[…] indem er dies weiß, dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Zügellose, für Gottlose und Sünder, für Unheilige und Ungöttliche, für Vaterschläger und Mutterschläger, für Menschenmörder, 10 Hurer, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige und wenn etwas anderes der gesunden Lehre entgegen ist, 11 nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.“
- Unsere Liebe sollte sich von der Liebe der Sünder unterscheiden
Lukas 6:32-34 „Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für Dank habt ihr? Denn auch die Sünder lieben solche, die sie lieben. 33 Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für Dank habt ihr? Denn auch die Sünder tun dasselbe. 34 Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr zurück zu empfangen hofft, was für Dank habt ihr? Auch Sünder leihen Sündern, um das Gleiche zurück zu empfangen.“
- Sünder sind den Gottlosen gleich
1.Petrus 4:18 „Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ (auch 1.Timotheus 1,9)
- Gott erhört Sünder nicht
Johannes 9:31 „Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.“
- Jesus ist abgesondert von den Sündern
Hebräer 7:26 „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden,“
ABER: Sünder können Gerechte werden
Römer 5:19 „Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“
Wenn ich diese Bibelstellen anschaue, dann möchte ich kein Sünder sein. In allen Fällen werden Sünder als unerlöste Menschen beschrieben, die noch nicht gerettet sind. Wer möchte z. B. als Sünder von Jesus abgesondert sein? Wenn ich Sünder bin, dann hört Gott mich nicht. Als Sünder stehe ich noch unter dem Gesetz… Ist ‚Sünder‘ nicht der alte Status, in den hinein das Evangelium gepredigt wird?
Ich möchte aufzeigen, dass es wichtig ist, dass wir die Begriffe biblisch verwenden. Das klare Verständnis von dem was Jesus für uns getan hat, könnte sonst verloren gehen. Ein Sünder hat kein ewiges Leben sondern er steht unter dem Zorn Gottes. Sünder sind ungehorsame und gottlose Menschen. Warum stellen wir uns ihnen gleich?
Der Gläubige wird als wiedergeborener Mensch die Sünde nicht tun, und schon gar nicht bewusst. Weil wir aber im natürlichen Menschen sind, können wir eine Verschmutzung mit sündigen Resten nicht ausschließen und bedürfen auch der Vergebung.
1.Johannes 3,9 „Wer Gott zum Vater hat, lebt nicht mehr in der Sünde, weil das Erbgut seines Vaters jetzt in ihm wirkt. Deshalb kann er nicht ‹immer weiter› sündigen, denn er stammt von Gott. 10 Man kann also erkennen, wer ein Kind Gottes und wer ein Kind des Teufels ist: Wer nicht auslebt, was vor Gott recht ist, stammt nicht von Gott, und auch der nicht, dem die geschwisterliche Liebe fehlt.„
Vielleicht ist es der Zwiespalt, in dem viele Christen leben. Sie wollen den Willen Gottes tun, aber es gelingt nicht. Sie spüren die Macht der Sünde in ihrem Leben und so akzeptieren sie diesen Status „Sünder“ für sich. Das fatale daran ist, dass sie keinen geistlichen Fortschritt erleben. Für Satan ist es eine entspannte Situation: Christen, die nicht weiter kommen sind ihm die liebsten. Er kann sie mit schlechtem Gewissen quälen und sie davon abhalten, die Freude und den Segen des neuen Menschen zu erfahren, zu dem wir berufen sind.
Jesus ist gekommen, Sünder zu Gerechten zu machen. Daraus folgt natürlich, dass Christen ein Gott wohlgefälliges Leben führen. Sie lieben Jesus und halten seine Gebote.
Johannes 14:21 „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“
Sie achten auf das, was die Schrift sagt. Sie sündigen nicht bewusst. Sie lieben die Welt nicht und haben den alten Menschen in den Tod gegeben.
Römer 6:1-7 […] „Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? 2 Das sei ferne! Wir sind doch der Sünde gestorben. Wie können wir noch in ihr leben? 3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind, ihm gleich geworden in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. 6 Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7 Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde..„
Je nachdem wie wir uns selbst verstehen, werden wir auch die übrigen Heilstatsachen einordnen. Wenn die Bekehrung mich nicht wirklich von der Sünde trennt, was macht das Ganze überhaupt für einen Sinn? Und wenn Jesus nur dafür gestorben ist, dass ich als ‚Sünder‘ ein etwas besseres Leben als früher lebe, dann erhöht das doch eher den Druck in meinem Leben. Warum? Weil ich Tag für Tag realisiere, dass ich es nicht schaffe, den Ansprüchen Gottes gerecht zu werden. Dann läge es doch wieder an mir, mich anzustrengen…
Ein (vermeintlicher) Trost für viele ist das Wort Paulus‘ in Römer 7:19-23
„Denn nicht das Gute, das ich will, übe ich aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. 20 Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. 21 Also finde ich das Gesetz für mich, der ich das Rechte ausüben will, dass das Böse bei mir vorhanden ist. 22 Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; 23 ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.„
Aus dem Zusammenhang der Schrift lässt sich diese Stelle nicht auf einen wiedergeborenen Menschen anwenden. Ich verstehe es so, dass Paulus hier von sich als dem Pharisäer Saulus spricht, der vor seiner Bekehrung alles daran gesetzt hat, das Gesetz Gottes zu erfüllen und es nicht vermocht hat.
In Römer 8,1+2 schreibt er:
„Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. 2 Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“
Das Gesetz der Sünde hat also keine Wirkung mehr. Was für eine befreiende Botschaft! Wenn aber das Gesetz der Sünde in meinem Leben noch mächtig vorhanden ist, dann müssen wir nachforschen, woran das liegen kann.
Andere verweisen auf die Gnade. Man sagt: ‚Die Gnade Gottes ist es, dass Gott dich in Christus gerechtfertigt hat, auch wenn dein Leben dem nicht entspricht. Wenn Gott dich anschaut, dann sieht er Jesus und das ist ihm genug.‘ Ein faszinierender Gedanke! Ich habe dieses Verständnis viele Jahre gepflegt. Dagegen sprechen allerdings zwei Vorstellungen der Schrift:
- Der Gläubige soll Christus gleichgestaltet sein und realen Anteil an der göttlichen Natur haben und in die Gottebenbildlichkeit zurück geführt werden.
Römer 8,29 „Denn sie, die er schon vorher im Blick hatte, die hat er auch schon vorher dazu bestimmt, in Wesen und Gestalt seinem Sohn gleich zu werden, denn er sollte der Erstgeborene unter vielen Geschwistern sein.“
2.Petrus 1,4 „So hat er uns das Größte und Wertvollste überhaupt geschenkt: Er hat versprochen, dass ihr Anteil an seiner göttlichen Natur bekommt. Denn ihr seid ja schon dem Verderben entkommen, dem diese Welt durch ihre Leidenschaften verfallen ist.“
2. Korinther 3,18 „So sehen wir alle die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, aber mit unverhülltem Gesicht. Und wir werden seinem Bild immer ähnlicher, denn seine Herrlichkeit verwandelt uns so, wie es vom Herrn, dem Geist, kommt.“
(Hervorhebungen durch mich) - Die Gemeinde als der Leib Christi soll ohne Flecken und Runzeln in Schönheit auf dieser Erde sichtbar sein.
Epheser 5:26 „Er tat das, um sie [die Gemeinde] zu heiligen, indem er sie im Wasserbad seines Wortes reinigte. 27 Denn er wollte, dass die Gemeinde sich ihm wie eine Braut in makelloser Schönheit darstellt; ohne Flecken, Falten oder sonstige Fehler, heilig und tadellos.„
Nun kann eine Gemeinde diesem Anspruch nur dadurch genügen, dass die einzelnen Mitglieder der Gemeinde eben diesen Anspruch in ihrem persönlichen Leben zeigen.
Ich kann gut verstehen, wenn du dich verunsichert fühlst: Bin ich wirklich frei von dem Gesetz der Sünde? Warum hat sie noch eine solche Macht in meinem Leben? Spiegelt mein Leben Christus wieder? Bin ich wirklich wiedergeboren?
Es ist besser, diese Fragen zu stellen, als sie wegzuschieben. Es wäre töricht, sich an eine oder zwei Bibelstellen zu klammern, ohne das Gesamte angeschaut zu haben.
Jedenfalls fordert Paulus die Korinther auf, den eigenen Glauben zu überprüfen.
2.Korinther 13:5 „Fragt euch doch einmal selbst, ob ihr im Glauben steht, und prüft euch! Erfahrt ihr dann nicht an euch selbst, dass Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, dann hättet ihr euch nicht bewährt.“
Das möchte ich im weiteren Verlauf besprechen.
Bekehrung
Kommen wir nun zu einem scheinbar einfachen Punkt, der am Anfang im Leben eines Christen steht, die Bekehrung. Bekehrung, Buße und Umkehr sind Worte, die austauschbar sind. Sie meinen das gleiche. Schauen wir uns Matthäus 4,17 an. Da steht: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“
Dieser schlichte Satz drückt Gewaltiges aus. Zum einen, ist das Reich der Himmel nahe gekommen. Das weist darauf hin, dass mit dem Dienst Jesu auf dieser Erde eine nächste Epoche in der Heilsgeschichte Gottes eingeläutet wurde. Wir nähern uns dem Finale der Weltgeschichte. Die Verkündigung Jesu, sein Sterben und Auferstehen, eröffnen uns Menschen die Versöhnung mit Gott und die Hoffnung auf die neue Welt Gottes, die kommen wird. Dafür ist es aber nötig, dass Menschen den Weg dorthin auch einschlagen. Deshalb der Aufruf: Tut Buße! Kehrt um!
Jesus fordert Menschen auf, den alten Weg zu verlassen. Der alte Weg ist der Weg in die Verdammnis. Es ist der Weg der Sünder.
Psalm 1:1-2 „Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, 2 sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht.“ (Luth)
Der alte Weg ist der Weg des natürlichen Menschen, der macht, was ihm gefällt, wonach ihm so gerade zu Mute ist. Selbstsüchtig, geldliebend, genusssüchtig und auf den eigenen Vorteil bedacht schlägt er sich durch das Leben.
Das soll nun aufhören und Menschen sollen die Botschaft vom Reich Gottes verstehen und danach leben. Damit das geschehen kann, muss man umkehren: Die Sünde bekennen und sie lassen. Jesus als den Retter der Menschen anerkennen und ihm nachfolgen. Die evangelistische Verkündigung zielt darauf ab, dass Menschen Jesus in ihr Leben aufnehmen und ihm dann auch konsequent nachfolgen.
Heute spricht man von einer Bekehrung, wenn Menschen z.B. in einem Gottesdienst vom Wort Gottes angesprochen werden und dann diese „Entscheidung“ für Jesus treffen. Andere lesen in der Bibel und werden vom Geist Gottes von ihrem sündigen, gottlosen Zustand überführt. Sie gehen ins Gebet und bitten Jesus, in ihr Leben zu kommen. Viele lassen sich dann auf den Namen Jesus Christus taufen, schließen sich einer Gemeinde an und erleben eine deutliche Veränderung in ihrem Leben. Auch die sozialen Kontakte verändern sich.
Aber eine Bekehrung ist mehr als das. Nichts von dem, was uns zum Glauben führt, kommt von uns. Gewiss, wir müssen uns entscheiden. Aber das können wir nur dann wirklich, wenn Gott uns durch seinen Geist eine reale Einschätzung unseres Zustandes nach Gottes Maßstäben ermöglicht. Etwas einfacher: Kein natürlicher Mensch kann wirklich erfassen, wie verloren er ist; Gottes Geist muss ihm das offenbaren. Wir brauchen Sündenerkenntnis und Einsicht in die Gottverlorenheit des natürlichen Menschen.
Es reicht nicht, sich zum Sündertum aller Menschen zu bekennen. Es ist auch zu kurz gesprungen, wenn wir Jesus als einen Freund, einen Helfer in der Not und als den Retter von den Sünden verstehen, ohne die Abscheulichkeit und Widerlichkeit unserer Sünden vor Augen zu haben. Wir müssen erkennen, dass jede Sünde den Zorn Gottes erregt. Dies zu erkennen wirkt der Geist Gottes. Wenn er es nicht tut, ist eine Bekehrung nicht möglich. Niemand kann Gott durch eigenes Tun dazu bewegen, einen Menschen anzunehmen. Nun ist die Rettung der Sünder das Hauptanliegen Gottes, so dass er den nicht abweisen wird, der ihn von Herzen sucht (Jeremia 29,13).
Für die Verkündigung des Evangeliums von der Rettung der Menschen von ihren Sünden ist es unerlässlich, dass diese Bedingungen klar gepredigt werden. Wenn das Evangelium verkürzt wird und z. B. die Sündenerkenntnis nicht als Bedingung genannt wird, kann eine Bekehrung unvollständig sein und nicht zur echten Nachfolge führen. Dieses „Zuckerevangelium“ (so nannte es ein Prediger), das nur die Liebe Gottes betont und Jesus als einen Helfer und Freund aber nicht als Herrn und Richter predigt, sagt den Menschen nicht die Wahrheit.
Wiedergeburt
Viele Christen gehen davon aus, dass die Wiedergeburt bei der Bekehrung automatisch stattgefunden hat. So sollte es sein.
Zunächst sprechen wir über die notwendige Wiedergeburt. Wir lesen aus dem Johannesevangelium
Joh 3:1-7 „Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern namens Nikodemus, ein Oberster der Juden. 2 Der kam bei Nacht zu Jesus und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, dass Gott mit ihm ist. 3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen! 4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht zum zweiten Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden? 5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen! 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden!„
Jesus sagt also:
- du musst von neuem geboren werden
- du musst aus Wasser und Geist geboren werden
Das hier verwendete Wort für ‚geboren‘ ist „γεννάω“ (gennao). Es kann verschiedene Bedeutungen haben. Es kann sowohl geboren, gebären und zeugen bedeuten. Es beschreibt, dass neues Leben entsteht, das es vorher nicht gab. Wenn man dieses Wort mit „gezeugt“ übersetzt, dann wäre die Botschaft Jesu an Nikodemus: „…wenn jemand nicht von neuem gezeugt wird…“. Das könnte dann so verstanden werden, dass bei der Bekehrung die Zeugung stattgefunden hat und eine „geistliche Schwangerschaft“ beginnt, die zu einer späteren Geburt führt.
Für den zweiten Aspekt: „du musst aus Wasser und Geist“ geboren werden, würde die Übersetzung „gezeugt“ durchaus besser passen: „Du musst aus Wasser und Geist gezeugt werden.“
Wasser und Geist sind dann die „Zeugungselemente“, der Same, der zu neuem Leben führt. Was sind nun „Wasser und Geist“? Es ist unstrittig, dass mit ‚Geist‘ der Heilige Geist gemeint ist, der Geist Gottes. Viele deuten das ‚Wasser‘ auf die Taufe. Das würde aber zu der Lehre führen, dass jemand durch den Taufakt mit Wasser wiedergeboren würde. Diese sogenannte ‚Taufwiedergeburt‘ wird in verschiedenen protestantischen Kreisen gelehrt. Ich denke, sie ist nicht biblisch begründet.
Das „von Neuem geboren werden“ kann auch übersetzt werden: „von oben geboren werden“. Das griechische Wort ἄνωθεν (anothen) bedeutet tatsächlich „von oben“, vom Himmel her, von einem höheren Ort. Also müsste das Wasser auch von oben kommen.
Das Wort Gottes ist der Same, dem der Geist Gottes das Leben gibt.
Epheser 5:26 „Er tat das, um sie [die Gemeinde] zu heiligen, indem er sie im Wasserbad seines Wortes reinigte.“
Titus 3,5: „…hat er uns aus reinem Erbarmen gerettet und nicht, weil wir gute und gerechte Taten vorweisen konnten. Durch die Wiedergeburt hat er uns gewaschen und durch den Heiligen Geist uns erneuert.“
Daraus können wir zwei Dinge ableiten. Erstens: Eine Wiedergeburt setzt voraus, dass das Wort Gottes am Herzen eines Menschen gewirkt hat. Und zweitens: Der Heilige Geist hat als der übernatürliche Übersetzer des Wortes Gottes diese Wirkung erzeugt. Das bedeutet, dass eine Wiedergeburt ohne den „Einsatz“ des Wortes Gottes kaum möglich ist. Das Wort Gottes ist „Geist und Leben“, hat also den Heiligen Geist inclusive.
Johannes 6,63 „Der Geist macht lebendig, menschliches Bemühen nützt nichts. Aber die Worte, die ich euch gesagt habe, sind von diesem Geist und von Leben erfüllt.“
Die spannende Frage ist nun, ob jeder Mensch, der einem Bekehrungsaufruf folgte, tatsächlich in diesem Sinne wiedergeboren wurde. Hat der Heilige Geist das Wort Gottes so wirksam an das Herz des Menschen gebracht, dass eine gottgewirkte Bekehrung und Wiedergeburt stattgefunden haben.
Es gibt Menschen, die sich „bekehren“, weil sie Angst vor der Hölle haben. Manche haben sich mehrfach bekehrt, weil die Prediger es immer wieder verstanden haben, das Höllenfeuer vor die Augen der Menschen zu malen, so dass sie sich immer wieder aus Angst bekehrten.
Andere Menschen haben sich „bekehrt“, weil sie der emotionalen Stimmung nicht widerstehen konnten. Eine einladende Verkündigung, die die Kosten der Nachfolge als störend ausklammert, mitunter mit gedämpfter Musik im Hintergrund, das beleuchtete Kreuz… Dorthin kannst du jetzt kommen… (Ein Stilmittel bei Jugend-Camps).
Schließlich gibt es Menschen, die sich zu einem verkürzten Evangelium „bekehrt“ haben. Hier wird nur eine Seite des Christseins betont. ‚Gott liebt dich, so wie du bist‘, ‚Gott sehnt sich nach Gemeinschaft mit dir‘, ‚Jesus ist für alle deine Sünden gestorben, du musst dir keine Gedanken machen‘, du kannst so kommen wie du bist.
Die ‚echte Bekehrung‘ braucht die ganze Wahrheit der Schrift. Die Verkündigung muss auch den Preis der Nachfolge deutlich benennen. Wer sich zu Gott bekehrt gibt alles auf und lebt nicht mehr für sich. Das ist immer ein Kampf im Inneren des Menschen. Denn der natürliche Mensch wehrt sich vehement gegen diese Selbstaufgabe. Wer dann aber dennoch ‚Ja‘ zu einem Leben mit Christus sagt, der hat es offensichtlich verstanden.
Menschen, die so in den Glauben hinein gewachsen sind, weil schon die Eltern immer Christen waren, haben es oft schwer, dieses neue Leben zu empfangen. In ihrem Leben läuft doch längst schon alles nach den biblischen Prinzipien. Die großen Sünden gibt es nicht. Dem Wort Gottes wird in vollem Umfang zugestimmt. Das moralisch anständige Leben macht rein äußerlich keine Umkehr notwendig. Und doch gilt: Wer nicht von oben geboren ist, der bleibt unerlöst und ein fleischlich gesinnter Mensch. Das Fromme in seinem Leben ist Religiosität. Sie ist erlernbar oder in der Tradition verwurzelt.
Ein Prüfkriterium für diese Menschen könnte sein: Ist der alte Mensch nicht nur theoretisch sondern auch tatsächlich mit Christus gestorben.
Scheinbekehrungen oder faule Bekehrungen
Eine echte Bekehrung beginnt mit der Sündenerkenntnis. Der zweite Schritt ist, dass ich Gott Recht gebe, dass ich ein Sünder bin und ihn um Vergebung der Sünden in meinem Leben bitte, ihm mein Leben überlasse und ihm nachfolge mein Leben lang. Es gibt keine Ausstiegsklausel.
Das Gleichnis Jesu von dem Sämann, der ausging zu säen („und einiges fiel auf den Weg, einiges auf felsigen Grund, einiges unter die Dornen und einiges auf guten Boden“) mag das verdeutlichen.
In der Lektion Markus 4,1-20 habe ich das Gleichnis ausgelegt. Im ersten Fall bewirkt die Verkündigung des Evangelium nichts, der Same wird vom Teufel weggeräumt. Im zweiten Fall fällt das Wort Gottes in ein aufnahmebereites Herz, aber wenn es schwierig wird, weicht die ursprüngliche Entschlossenheit und der Mensch fällt wieder zurück in sein altes Leben. Der dritte Fall (‚das unter die Dornen gefallene Wort‘) kann nicht wirklich aufgehen, weil die Sorgen der Welt, der Betrug des Reichtums und andere Begierden bzw. Vergnügungen ersticken die Saat und sie geht nicht auf. (Siehe hierzu https://www.bibelbriefe.de/2024/07/markus-41-20/)
Jesus sagt, dass es Menschen gibt, die das Evangelium gehört haben und es mit Freuden aufgenommen haben. Sie bleiben eine Zeit in der Gemeinschaft der Gläubigen, lassen sich taufen aber fallen dann wieder ab. Sie haben die Kosten nicht überschlagen und wenn es unbequem wird steigen sie aus.
Deutlich fataler ist es, wenn Gläubige einen scheinbar sicheren Stand in ihrem Christsein haben. Die Sorgen der Welt, der Betrug des Reichtums und andere Begierden bzw. Vergnügungen ersticken das Wort Gottes in ihrem Leben und das geistliche Leben stirbt (keine Frucht).
„Die wahren Atheisten sind die heutigen Christen, die behaupten, an Gott zu glauben, aber genau so leben, als ob er nicht existiere; diese Christen glauben nicht mehr an die Güte, die Gerechtigkeit, die Liebe, d.h. alles, was Gott definiert; diese Christen, die nicht mehr an das Wunder, sondern an die Technologie glauben, die mehr Vertrauen in die Lebensversicherungen setzen als ins Gebet; die angesichts des Elends nicht mehr im Gebet Zuflucht suchen, sondern beim Vorsorgestaat.“ (Ludwig Feuerbach (1804–1872); Atheist)
von welchem Menschen sprechen wir immer noch?
An wen richtet sich das Evangelium? Wer ist dieser Mensch, der zur Sündenerkenntnis kommen soll? Wer bittet Gott um Vergebung für seine Sünden? Welcher Mensch begehrt, wiedergeboren zu werden, ein neuer Mensch zu werden?
Nun, es ist der Mensch, der in der Bibel als Sünder deklariert ist, der natürliche, der alte Mensch. Es ist der von Gott abgefallene, verdorbene und natürlicher Weise gegen Gott rebellierende Mensch. Es ist der Mensch, der in seinen Sünden hoffnungslos verstrickt und nach dem Urteil Gottes dem ewigen Tod verfallen ist. Es ist der Mensch, der nichts zu seiner Rettung beitragen kann, wenn Gott nicht dieses Wunder in seinem Leben wirkt. Es ist ein Wunder, dass jemand erkennen kann, wer er in den Augen Gottes natürlicher Weise ist. Es ist das Wunder, das der Heilige Geist im Herzen eines Menschen wirkt, nämlich das Verlangen nach Umkehr und Wiedergeburt.
Wenn dieser Mensch nun im Gebet zu Gott kommt, seine Sünden bekennt, bereut und um Vergebung bittet, dann gewährt Gott natürlich diese Vergebung. (1.Johannesbrief 1:9 „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.„) Das ist die Bekehrung. Christus ist für die Sünden aller Menschen gestorben und hat somit unser Verdammungsurteil auf sich genommen; das ist Golgatha. Soweit so gut.
Aber was kommt jetzt? Der Same, das lebendige Wort Gottes ist in das Herz diesen Menschen gekommen. Die Saat geht auf und neues Leben entsteht; leben von oben, aus Wasser und Geist, wie wir oben gelesen haben.
Damit dieser neue Mensch leben kann muss der alte Mensch weggeräumt werden, weil er dem neuen Menschen entgegen steht. Der alte Mensch verkörpert das Fleisch (menschliche Natur) und der neue Mensch den Geist Gottes. Beide stehen absolut unversöhnlich gegen einander. (Galater 5,17 „Denn die menschliche Natur widerstrebt dem Geist Gottes und der Geist Gottes ebenso der menschlichen Natur. Beide stehen gegeneinander,…“)
Damit dieses neue Leben Wirklichkeit werden kann, muss der alte Mensch, der sich soeben bekehrte, sterben. Dies ist ein oft vernachlässigter Punkt bei der Verkündigung zur Bekehrung. Die Freude über die vergebene Schuld, die Freude, nun zur Gemeinde Gottes zu gehören ist wunderbar. Ja – „Es ist Freude im Himmel, wenn ein Sünder Buße tut.“ (Lk 15,7)
Wenn aber der Tod des alten Menschen nicht geistlich vollzogen wird, entsteht eine Schräglage mit fatalen Folgen. Der Neubekehrte schließt sich der Gemeinde an. Er lernt, im Wort Gottes zu lesen. Er übt das Gebet als besondere Begegnung mit Gott. Im Hauskreis oder der Bibelstunde nimmt er an Gesprächen über das Wort Gottes teil. Dann versucht er, das Erkannte in seinem Leben umzusetzen:
Weniger zu sündigen, liebevoller mit den Geschwistern umzugehen, in der Gemeinde mitzuarbeiten, die Versammlungen zu besuchen. Er spürt auch, dass es für ihn keine Last ist sondern mit Freude verbunden ist. Die neuen sozialen Kontakte, die Gespräche über Gott und sein Wort bringen echte Veränderung in seinem Denken und Fühlen. Aber ist der alte Mensch dadurch schon tot?
Das ist m.E. der entscheidende Punkt. Wenn der Sünder sich bekehrt und alles das umzusetzen versucht, was er aus der Schrift erkannt hat bleibt er im natürlichen Menschen. Ich gebe mir Mühe… Ich versuche… Ich tue doch schon… Es ist immer noch der alte Mensch in einem religiösen Gewand, weil dieses „ICH“, das hervorbringen will, was die Schrift zwar verlangt, was aber keine Mensch schaffen kann. Es ist dieses „ICH“, das nach der Schrift jede Existenzberechtigung verloren hat und mit Christus gestorben sein sollte.
Noch einmal Römer 6:
1 „Was heißt das nun? Sollen wir an der Sünde festhalten, damit die Gnade sich noch mächtiger auswirken kann? 2 Auf keinen Fall! Für die Sünde sind wir doch schon gestorben, wie können wir da noch in ihr leben? 3 Oder wisst ihr nicht, dass alle von uns, die auf Christus Jesus getauft wurden, in seinen Tod eingetaucht worden sind? 4 Durch das Eintauchen in den Tod sind wir also mit Christus zusammen begraben worden, damit so, wie Christus durch die herrliche Macht des Vaters von den Toten auferweckt wurde, wir nun ebenfalls in dieser neuen Wirklichkeit leben. 5 Denn wenn wir mit seinem Tod vereinigt worden sind, werden wir es auch mit seiner Auferstehung sein. 6 Wir sollen also begreifen, dass unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt worden ist, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir der Sünde nicht mehr wie Sklaven dienen. 7 Denn wer gestorben ist, ist vom Herrschaftsanspruch der Sünde befreit.„
Machen wir es konkret.
Wir entdecken schwierige Menschen in der Gemeinde. Es fällt uns schwer, liebevoll mit ihnen umzugehen. Die Entscheidungen der Gemeindeleitung sind nicht nur „Ja“ und „Amen“. Wir sehen nicht alles so, wie die Ältesten es sehen. Manche Entscheidungen scheinen nicht sachgerecht zu sein. Ich möchte meine Gaben einbringen, aber sie werden nicht erkannt. Dann soll ich Dinge tun, die überhaupt nicht ‚mein Ding‘ sind. Ich finde, die Musik ist altbacken und dröge; wir brauchen mehr Schwung. Andere hingegen nehmen Anstoß an ‚Rock und Pop‘ Musik. Diese Liste kannst du aus deinem Umfeld schier endlos fortsetzen.
Wir hören oft:
„Es ‚menschelt‘ halt in der Gemeinde. Wir sind noch nicht vollkommen. Wir müssen uns arrangieren.“
Aber es sei die Frage erlaubt: Wodurch unterscheiden sich denn die Christen von den Nichtchristen? Ist es nur der passive Glaube, der alles das für wahr hält, was in der Bibel steht aber sich im praktischen Leben vom Vereinsleben der Fußballer, Sänger und Kaninchenzüchter nicht wirklich unterscheidet? Haben wir etwas Entscheidendes übersehen?
Das ist das Dilemma. Ist es der Geist Gottes, der mich nun in meinem Denken leitet oder ist es mein fleischlicher Geist? Meine Beobachtung ist, dass sich in vielen Gemeinden der alte Mensch geradezu austobt. Liebe, Demut, Sanftmut sind in vielen Gemeinden Fremdwörter. Es gibt das unüberhörbare: „JA, ABER…“ in alle Richtungen. Viele Konflikte enden in Verbitterung, Enttäuschung und Trennung.
Nun steckt dahinter keine böse Absicht; das will ich, von wenigen Fällen abgesehen, niemandem unterstellen. Darin drückt sich die einfache Wahrheit aus: Der alte Mensch ist nicht tot! Wir versuchen zwar, das was wir geistlich verstanden haben, im Leben umzusetzen, aber es gelingt nicht. Wir haben vergessen, dass aus dem alten Menschen nichts Gutes kommen kann. Wir übersehen, dass der alte Mensch ein Rebell ist, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, an seinem Stolz beschnitten zu werden. Aber genau dazu ist Jesus in diese Welt gekommen, um diesen alten Menschen mit in den Tod zu nehmen.
Ebenso verhält es sich mit Erkenntnisfragen. Viele Streitigkeiten entstehen wegen unterschiedlicher Erkenntnis – sagt man. Und das Wort des Paulus „Erkenntnis ist Stückwerk“ wird dahin gedeutet, dass man sehr wohl zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen kann. Aber ist das wirklich so? Führt der Geist Gottes, der selbst die Tiefen der Gottheit erforscht, Gotteskinder zu unterschiedlicher Erkenntnis? Nun das kann schlechterdings überhaupt nicht sein, weil der Heilige Geist nicht zweigleisig fährt oder entgegengesetzt leitet.
Dieser Umstand der unterschiedlichen Erkenntnis kommt daher, weil wir nicht im Geist sondern im Fleisch, nach menschlicher Weisheit beurteilen und begründen. Im alten Menschen hat sich neben der religiösen Lebens- und Gemeindepraxis ein religiöser Geist gebildet, der in seinem Urteil über die Schrift von seinem eigenen, sprich fleischlichen Denken geprägt ist. ‚Ich mag nicht glauben, was mir nicht gefällt.‘ In der Argumentation heißt es dann: „Ich sehe aber …“ oder „ich verstehees aber…“ Offensichtlich hat der alte Mensch, der ja in Christus getötet sein sollte, bald nach der Bekehrung eine Auferstehung erlebt und regiert.
(Wenn du das überprüfen möchtest, dann stelle jeweils die Frage: Höre ich in dem was gesprochen wird den Geist Gottes reden?)
Wenn Paulus davon spricht, dass Erkenntnis Stückwerk ist, dann kann damit nur gemeint sein, dass wir noch nicht vollkommen erkennen. Das macht ja Sinn, weil wir zu unterschiedlichen Zeiten zum Glauben gekommen sind und unsere Bibelkenntnis unterschiedlich ist. Die rechte Erkenntnis wirkt der Geist und er widerspricht sich nicht. Daraus müssen wir folgern, dass nicht der Heilige Geist die unterschiedliche Erkenntnis wirkt, sondern unser natürlicher Geist. Unser Auftrag ist es, uns um fortschreitende Erkenntnis zu bemühen.
Römer 15,14 „Ich bin aber auch selbst, meine Brüder, im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, auch einander zu ermahnen.“
Wir haben bis hierhin von dem alten Menschen gesprochen. Er hat sich bekehrt aber die Geburt des neuen Menschen unmöglich gemacht. Beide können nicht nebeneinander bestehen. Deshalb muss der alte Mensch sterben. Wenn wir das Sterben wörtlich verstehen, dann ist seine Existenz ausgelöscht. Seine Wünsche, seine Begierden, seine Pläne, seine Lebensentwürfe sind verschwunden. Und sogleich meldet sich der alte Mensch zu Wort: Wo bleibe ich denn? Erkennst du das Dilemma? Ein eindeutiges Zeichen, wer hier seinen Überlebenswillen zeigt! Das hat damit zu tun, dass wir nicht bis zuletzt durchdenken, was es bedeutet, als alter Mensch zu sterben.
der neue Mensch
Wenn wir uns dem neuen Menschen zuwenden, erkennen wir, dass der Tod des alten Menschen eine zwingende Voraussetzung für ein gelingendes geistliches Leben ist. Endlich könnten wir ohne den alten Menschen leben.
Wir gehen nochmal zurück an den Ausgangspunkt: die Bekehrung. Ich bekenne Gott mein altes, verdorbenes, sündiges Leben, das ich im Lichte Gottes nur hassen kann. Ich will mich unbedingt davon trennen und zu einem neuen Leben geboren werden. Ich ergreife das neue Leben, das mir von Gott angeboten wird. Ich will ein heiliges, Gott wohlgefälliges Leben leben, ohne dass der alte Mensch ein Mitspracherecht hat.
Noch einmal: Das Fleisch (der natürliche Mensch) und der Geist (im neuen Menschen) sind einander entgegengesetzt. Sie verfolgen unterschiedliche Ziele, deshalb schließen sie sich gegenseitig aus. Erst wenn der alte Mensch aus meinem Leben verbannt (gestorben) ist, kann der neue Mensch in Gestalt des Christus einziehen. Die Heiligkeit Gottes und der sündige Mensch sind wie Feuer und Wasser. Niemals wird der heilige Gott seinen Heiligen Geist in ein Haus geben, in dem der unheilige, verdorbene und sündige Mensch lebt. Der alte Mensch kann nicht verbessert werden, deshalb muss er sterben.
Es ist dem Teufel gelungen, eine Lehre einzustreuen, die das Unmögliche möglich macht: Ich kann Christ sein und als Sünder leben. Natürlich kann man auch diese Lehre mit Bibelstellen begründen. Ich bezweifle, dass der Gesamtkontext der Bibel das zulässt. Unser Gott ist ein heiliger, eifersüchtiger Gott, der den Platz mit niemandem teilt. Der alte Mensch ist sich selbst Gott. Der alte Mensch ist ein Götzendiener, weil er Gott den Platz im Leben streitig macht.
Wir haben verstanden, dass der alte Mensch nicht verbessert werden kann und nicht in einen neuen Menschen verwandelt werden kann, weil er abgrundtief sündig und unheilig ist. Deshalb muss er sterben. Alles Bemühen, Gott wohlgefällig zu leben muss scheitern, weil der alte Mensch es nicht kann:
Wir lesen noch einmal aus Römer 6 (Elberfelder Übersetzung):
Römer 6,1-7 „Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme? 2 Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben? 3 Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? 4So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm eins gemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein, 6 da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. 7 Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“
Epheser 4,22-24 „…dass ihr in Hinsicht auf euer früheres Leben den alten Menschen abgelegt habt. Denn der richtet sich in Verblendung und Begierden zugrunde. 23 Ihr dagegen werdet im Geist und im Denken erneuert, 24 da ihr ja den neuen Menschen angezogen habt, den Gott nach seinem Bild erschuf und der von wirklicher Gerechtigkeit und Heiligkeit bestimmt ist.“
Kolosser 3,9-10 (Elb) „Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen 10 und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat;„
2. Korinther 5,17 (Elb) „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
Epheser 2,10 (Elb) „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“
2.Petrus 1:3-4 (Elb) „Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend, 4 durch die er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde.“
Alter oder neuer Mensch – wer bestimmt mein Leben. Wenn der alte nicht gestorben ist, dann bestimmt er mein Leben. Ich reagiere wie alle anderen Menschen auf dieser Welt. Ich rege mich auf, ich bin sauer, ich lass mir nicht alles bieten, suche meinen Vorteil, halte alles in meiner Hand. Da ist Christus ohne Einfluss.
Da sich viele Christen auch als Sünder verstehen ist es für sie normal, dass sie mal im Geist und mal im Fleisch sind. Oder dass der alte Mensch immer wieder getötet werden muss. Wer einmal tot ist, der ist tot – so jedenfalls verstehe ich die Stelle aus Römer 6. Wir sind gehalten, darin zu leben.
Paulus schreibt z.B. was die Welt ihm bedeutet.
Galater 6,14: „Ich jedoch will auf nichts anderes stolz sein als auf das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. In diesem Kreuz ist die Welt für mich gekreuzigt und ich für sie.„
Der alte Mensch liebt die Welt mit ihren Freuden. Der alte Mensch sucht Befriedigung in dieser Welt.
Jakobus 4,4 „Wisst ihr Treulosen denn nicht, dass Freundschaft mit einer ‹gottfernen› Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund dieser Welt sein will, macht sich damit zu Gottes Feind.“
Matthäus 16,24 Dann sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wenn jemand mein Jünger sein will, dann muss er sich selbst verleugnen, er muss sein Kreuz aufnehmen und mir folgen.“
Es ist genau jener Kreuzesbalken, den Jesus nach Golgatha trug, um daran zu sterben. So soll auch unser alter Mensch sterben. Eindeutig, ein für allemal. Dann werden wir umgestaltet in das Bild des Christus, dann wohnt er in uns und lebt sein Leben in uns.
Galater 2,19+20 Ich bin mit Christus gekreuzigt. 20 Jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Und das Leben, das ich jetzt noch in meinem sterblichen Körper führe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich ausgeliefert hat.
Welche Konsequenzen hat das für die Gemeinde?
Wenn alle Glieder einer Gemeinde so im neuen Menschen leben, dann sind viele „Christusgleiche“ tatsächlich der Leib Jesu Christi, weil sie von ihm geleitet werden können. Alles andere ist eine Karikatur.
Das Bild, das die meisten Gemeinden abgeben ist beschämend, angesichts der wunderbaren Möglichkeit, zu der wir berufen sind. Jesus ist dafür gestorben, dass die Gemeinde, seine Braut, an Schönheit nicht zu überbieten ist. Er hat sie für sich gereinigt. Wer sich nicht reinigen lässt gehört nicht dazu.
Gib‘ du deinen alten Menschen in den Tod – dann wirst du ein neuer Mensch.
Wenn du Fragen hast, dann kannst du mir gerne schreiben an: werner.rekowski@mail.de
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3 Kommentare zu “bekehrt? – wiedergeboren? – neuer Mensch?”
„…ohne Flecken, Falten oder sonstige Fehler, heilig und tadellos.“ Nun kann eine Gemeinde diesem Anspruch nur dadurch genügen, dass die einzelnen Mitglieder der Gemeinde eben diesen Anspruch in ihrem persönlichen Leben zeigen.
Lieber Werner,
dem muss ich widersprechen. An die Gemeinde sind nicht diejenigen Ansprüche gestellt, die für den Einzelnen gelten und die du hier profund erläuterst. Sie hat eigene geistliche Parameter! Und würden alle Einzelnen in ihrem persönlichen Leben tadellos sein, könnte sie diese immer noch verfehlen.
Liebe Grüße
Bernt
Danke für diesen Hinweis. Es stimmt, meine Ausführung ist an dieser Stelle nicht ausdifferenziert genug. Gemeinde ist Christuswirklichkeit im hier und jetzt, unabhängig vom Heiligungsgrad ihrer Glieder. Dem geneigten Mitleser sei folgendes Büchlein empfohlen: https://www.amazon.de/Was-ist-Gemeinde-Bernt-Knauber-ebook/dp/B07DCCXHP8
Ach, das ist aber nett. In der Tat, das Büchlein kann ich empfehlen. 🙂
Sehr gerne. Alles Gute!