Markus 2,18-22
1. Textabschnitt
Was ist mit Fasten?
„Die Jünger des Johannes und die Pharisäer pflegten regelmäßig zu fasten. Einige Leute kamen deshalb zu Jesus und fragten: „Wie kommt es, dass die Jünger des Johannes und die der Pharisäer fasten, deine Jünger aber nicht?“
Jesus erwiderte: „Können die Hochzeitsgäste denn fasten, wenn der Bräutigam noch bei ihnen ist? Nein, solange der Bräutigam da ist, können sie nicht fasten.
Die Zeit kommt früh genug, dass der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird. Dann werden sie fasten.
Niemand näht doch ein neues Stück Stoff auf ein altes Gewand, sonst reißt das neue Stück aus und der Riss im alten Stoff wird noch größer.
Und niemand wird doch neuen Wein, ‹der noch gärt›, in alte Schläuche füllen. Der junge Wein würde die Schläuche zum Platzen bringen. Dann wären Wein und Schläuche verdorben. Nein, neuen Wein füllt man in neue Schläuche.“
2. Erläuterungen/Erklärungen
Fasten als religiöse Übung
Die Juden rücken im Fasten ihr „Betrübtsein“ über ihre Sünden Gott gegenüber aus. Darüber, dass sie es nicht schafften, das Gesetz so zu erfüllen, wie sie es eigentlich wollten. Im Fasten suchten sie in besonderer Weise die Nähe Gottes, und halten sich frei von Ablenkungen. Fasten erhöht auch die Konzentration, während die Speise den Leib bekanntlich müde machen kann.
Die jüdischen Regeln im Talmut foderten ein regelmäßiges Fasten; dafür traten die Pharisäer ein. Aber auch Johannes der Täufer lehrte seine Jünger zu fasten. Die Pharisäer setzten sich für die Tradition ein. Johannes in Erwartung des Messias, der seinen Dienst bald beginnen sollte. Während die Pharisäer eher misstrauisch auf das Wirken Jesu schauten, förderte Johannes die Mission Jesu.
(Der Talmut ist nicht die Bibel der Juden sondern die Sammlung von Vorschriften, die im Laufe der Zeit gebildet wurden. Der Talmut hat in einer Ausgabe aus dem Jahre 2002 knapp zehntausend Seiten!)
Siehe auch: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Talmud
Die Bibel der Juden ist der Tenach (auch: Tanach), das sogenannte Alte Testament in der Bibel der Christen.
Jesus wendet sich gegen das „Abarbeiten“ von religiösen Übungen. Er tritt für eine situationsabhängige Frömmigkeit ein. Warum fasten, wenn es einen Grund zur Freude gibt?
Jesus bezeichnet sich als den Bräutigam. Wer aber ist die Braut? Seine Nachfolger werden später die Gemeinde bilden. Die Gemeinde ist die Braut Christi. (Paulus vergleicht die Liebesbeziehung der Eheleute zueinander mit der Beziehung, die Christus zur Gemeinde hat. Lies dazu Epheser 5,25-30)
Es kommt die Zeit, dass Jesus gekreuzigt und wieder auferstehen wird. Mit der Himmelfahrt wird er (der Bräutigam) dann von den Jüngern weggenommen.
Das Hochzeitsfest des Bräutigams
Am Ende der Zeit wird Jesus seine Braut heiraten, das ‚Hochzeitsmahl des Lammes‘ wird gefeiert werden.
6 Dann hörte ich einen Jubelgesang, der von einem vielstimmigen Chor zu kommen schien. Er klang wie das Tosen einer starken Brandung und gleichzeitig wie lautes Donnerrollen: „Halleluja, gepriesen sei Gott, / denn es herrscht unser Herr, der allmächtige Gott! 7 Wir wollen uns freuen und jubeln / und ihm die Ehre geben! / Denn jetzt ist die Hochzeit des Lammes gekommen / und seine Braut hat sich dafür schöngemacht. 8 Strahlend weißes Leinen hatte Gott ihr dazu geschenkt.“ Denn die feine Leinwand steht für die gerechten Taten der Heiligen. 9 Dann befahl mir der Engel: „Schreibe: Glücklich sind alle, die zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen sind!“ Und er fügte hinzu: „Das sind Gottes zuverlässige Worte.“
Offenbarung 19,6-9
Alt und neu passen nicht zusammen
- neuer Stoff auf ein altes Gewand
- neuer Wein in alte Schläuche
Mit diesen beiden Bildern macht Jesus deutlich, dass seine Mission nicht zu den traditionellen Regeln der Pharisäer passt. Die Juden hatten unzählige Regeln neben das Gesetz Gottes gestellt und peinlichst auf deren Beachtung gepocht. Das war einer der zentralen Konflikte mit Pharisäern und Schriftgelehrten, den Theologen der damaligen Zeit. Jesus machte ihnen den Vorwurf:
Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren.“ 8 Das Gebot Gottes habt ihr aufgegeben, und die Überlieferung der Menschen haltet ihr: [Waschungen der Krüge und Becher, und vieles andere dergleichen tut ihr.] 9 Und er sprach zu ihnen: Geschickt hebt ihr das Gebot Gottes auf, um eure Überlieferung zu halten.
Markus 7,7-9
frisch oder aus der Konserve?
Die gesamte Kirchengeschichte ist ein Beleg dafür, wie die Frische des Evangeliums mittels menschlicher Gebote erstickt wurde. Der Versuch, die Anerkennung Gottes dadurch zu erhalten, dass man bestimmte Regeln und Gebote einhält, die nicht in der Bibel stehen, führt in die Religiösität.
Nur der Geist Gottes kann Menschen durch das Wort Gottes verändern.
Was für die Juden damals galt, gilt uns heute auch.
Die Katholischen Kirche z.B. entwickelte eine Vielzahl von Dogmen und Traditionen. Diese gilt es zu kennen und zu beachten. Der Zölibat ist eine solche Regel, die nicht in der Bibel steht. Er wurde 1139 n.Chr. eingeführt; kommt also nicht von Jesus.
Die Protestantischen Kirchen zeigen auf der anderen Seite eine große Offenheit für zeitgeistliche Strömungen. Politische Themen finden häufig Eingang in die Verkündigung und verdrängen nach meiner Beobachtung die heilsgeschichtliche Verkündigung.
Die Freikirchen haben zwar noch den Schwerpunkt in der Verkündigung von der Verlorenheit der Menschen und der notwendigen Errettung durch Jesus Christus. Aber auch sie neigen dazu, das Evangelium nicht mehr in der gebotenen Klarheit zu verkündigen beziehungsweise den Menschen mehr in den Mittelpunkt zu stellen als Gott.
Ganz gleich zu welcher Kirche oder religiösen Gemeinschaft zu gehörst: Lies die Bibel, das Original. Du wirst darin vieles nicht finden, was du bisher geglaubt hast. Und du wirst sehr vieles finden, was man dir nicht erzählt hat. Es kann eine spannende Reise für dich werden!
Das Evangelium setzt dort ein, wo wir erkennen, dass wir sündige Menschen sind. Wir werden am Ende keine Gemeinschaft mit Gott haben können. Jesus kam, um für die Sünden der Menschen stellvertretend zu sterben. Wer an ihn glaubt, der wird gerettet werden. Die Bibel beschreibt sehr ausführlich, was es für uns bedeutet, Jesus nachzufolgen – nämlich: Das eigene Leben auf das Reich Gottes ausrichten.
Wenn wir die Bibel lesen, dann sollten unsere religiösen Prägungen herausgefiltert werden. Das Wort Gottes wird nicht in den Traditionen der Kirchen lebendig. Es ist immer dann, wenn wir es lesen, wie frisches Brot für heute. Die Brille meiner Tradition oder meiner Prägung verschleiern oft die Schönheit und Lebendigkeit des Wortes und sie verwässern den überlieferten Willen Gottes.
3. Lesehinweise
Du findest diesen Bericht auch im Matthäusevangelium und im Lukasevangelium:
4. Zusammenfassung
Was können wir aus diesem Bild lernen? Jesus zeigt uns, dass seine Anwesenheit etwas Besonderes ist. Es ist eine Zeit, in der wir feiern, lernen und im Glauben wachsen – zu ihm hin. Es mag aber auch Zeiten in unserem Leben geben, in denen wir Sehnsucht nach Gott verspüren aber das Gefühl haben, er sei unendlich fern von uns. Dann kann ein Fasten eine Unterbrechung sein, die uns neu in seine Gegenwart führen kann.
Doch Jesus geht noch weiter. Er verwendet die Bilder vom neuen Tuch auf einem alten Gewand und vom neuen Wein in alten Schläuchen. Diese Bilder zeigen uns, dass der Glaube an Jesus unsere Herzen und Leben grundlegend verändern sollte. Wir können nicht einfach alte Gewohnheiten und Traditionen beibehalten und erwarten, dass der frische Wind des Glaubens in unser Leben kommt.
Neuer Glaube erfordert neue Herzen. Es gilt altes Denken und altes Verhalten abzulegen. Jesus möchte uns zeigen, dass sein Evangelium nicht nur eine Ergänzung zu unserem Leben ist, sondern eine völlig neue Lebensweise. Sind wir bereit, uns von ihm verändern zu lassen? Er will uns durch seinen Geist erneuern und zu Menschen machen, die ihren Glauben nicht aus der Tradition sondern aus dem Wort Gottes, der Bibel, schöpfen.
Der Glaube an Jesus soll wie ein neues Gewand sein, das uns umhüllt, und wie frischer Wein, der unser Leben erfüllt und erfreut.
5. Gebet
Vater im Himmel,
mein Bild von dir ist geprägt von Tradition und oft von Lehren, die nicht deinem Wort entsprechen.
Du warst mir oft nicht vertrauenswürdig, weil so viel Negatives über dich in meinem Kopf ist.
Ich kenne dein Wort nicht wirklich. Ich habe mir auch nicht die Mühe gemacht, es kennen zu lernen.
Fromme Rituale bedeuten mir wenig, sie scheinen nicht lebenstauglich.
Ich möchte dich neu kennen lernen.
Schenke mir eine Liebe zu deinem Wort.
Schenke mir den Frischen Wind des Glaubens.
Umhülle mich mit einem neuen Gewand.
Erfrische mich mit deinem Geist.
Amen
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